Zuckerspiel: Trauer bei Veranstaltern
Die Macher des „Zuckerspiels“ stehen nach dem Tod eines Starters unter Schock.
Wuppertal. „Gesund wachsen“, hatten sich die Laufenthusiasten Guido und Falko Gallenkamp für ihr „Baby“, den Zuckerspiel-Lauf durch das Burgholz, auf die Fahnen geschrieben. Angesichts eines 56 Jahre alten Kerpeners, der am Samstag, wie berichtet, auf der Halbmarathonstrecke zusammenbrach und nicht wiederbelebt werden konnte, mutet das im Nachhinein fast makaber an. Dabei war die Rechnung bei bestem Laufwetter ansonsten aufgegangen. 275 Starter gab es bei der dritten Auflage auf der Halbmarathon- und der Zehn-Kilometer-Strecke, nach knapp 200 vor einem Jahr.
„Mit Nachmeldungen hatten wir sogar 360 auf der Liste, viele haben sich aber wohl im Nachhinein doch gegen einen Start entschieden, vielleicht weil es im Frühjahr bisher wenig Trainingsmöglichkeiten gab“, sagte Guido Gallenkamp, der wie das gesamte Organisationsteam mit seinem Bruder Falko sowie Jan Römer vom SV Bayer über den Todesfall völlig geschockt war. Einigen Läufern ging es wohl ähnlich. Sie stiegen noch von der Halbmarathon- (etwa 210 Meldungen) auf die 10-Kilometer-Distanz (etwa 150 Meldungen) um.
Dass der Name Zuckerspiel angesichts der steigungsreichen Strecken durch das landschaftlich wunderschöne Burgholz eher verniedlichend-ironischen Charakter hat (abgeleitet von Zuckerschlecken und Kinderspiel), müsste jedem Läufer bewusst gewesen sein, der sich der Herausforderung am Samstag stellte. „Das ist hier nicht mit dem Kölner Grüngürtel vergleichbar“, sagte etwa ein Starter aus der Domstadt — einer von zahlreichen Auswärtigen. Viele hatten die Herausforderung im Laufkalender bewusst gesucht, wie etwa Uwe Braukmann aus Witten, der den Burgholz-Lauf als Trainingseinheit für den knüppelharten „Fishermans Run“ — den legendären Hindernislauf am Nürburgring, der Anfang Mai wieder stattfindet — wählte. „Ganz schön hart“, meinte auch Braukmann, der „nur“ zehn Kilometer lief.
Schon der anfängliche lange Anstieg oberhalb der Kläranlage Buchenhofen führte allen Läufern vor Augen, dass es wohl kein Zuckerschlecken werden würde. Und am Arboretum, dem größten Anbaugebiet für fremdländische, vor allem nordamerikanische Baumarten in Deutschland, zog eine lange Steigung vielen Athleten den Zahn. Da war Gehen fast häufiger als Laufen angesagt. „Alles eine Frage des Tempos“, meinte Haik Dawidjan von der LG Wuppertal, der die Strecke gerade wegen ihrer landschaftlichen Reize „klasse“ fand.
Die Organisatoren hatten aus ihrer Sicht alles getan, um die Läufer bestmöglich zu betreuen: Streckenposten an vielen Abzweigungen, eine Verpflegungsstelle auf der Zehn-Kilometer-Strecke und drei auf den 21 Kilometern sowie ein größeres Aufgebot von Ersthelfern der Johanniter am Ziel und auf der Strecke.
Die Helfer hatten auch zwei Quads, um eventuell Gestürzte oder Geschwächte schnell aus dem Wald heraustransportieren zu können. Schließlich wurden auch kleinere Wege für die Strecken genutzt. Dort müssen sich die dramatischen Szenen um den zusammengebrochenen 56-Jährigen aus Kerpen abgespielt haben. Derweil herrschte im Ziel noch eitel Sonnenschein, weil alle „Zehner“ und auch viele „Halbmarathonis“ schon durch waren. Zwei Läufer, so hieß es später, hätten den Mann, der zuvor bereits wegen seiner „Blässe“ aufgefallen war, sich aber geweigert habe, aufzuhören, gefunden. Sie hätten sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet und die Retter informiert.
Vom Nöllenhammer Weg wurde der Mann ins Klinikum Arrenberg gebracht, wo aber nur noch sein Tod festgestellt werden konnte. Das Klinikum informierte gegen 19.10 Uhr die Polizei.
Nach Veranstalterangaben kannte der Mann, der am Samstag seinen 103. Halbmarathon bestritt, das Gebiet und hatte sich im Vorfeld des Laufs von einem Arzt untersuchen lassen.
„Auch die sechs, sieben Helfer aus unserem Team, die alles versucht haben, um den Mann zu retten, sind noch völlig geschockt und müssen das Ganze erst verarbeiten“, sagte Guido Gallenkamp gestern. Das Zuckerspiel werde es aber auch im nächsten Jahr geben. „Vielleicht sollten wir dann nur im Vorfeld noch stärker plakatieren, dass es sich um eines der härtesten Streckenprofile in Deutschland handelt.“
800 Steigungsmeter auf der Halbmarathonstrecke — das entspreche fünfmal von der Talachse hoch nach Cronenberg.