Love Parade: Stunden der Angst für die Angehörigen

Im und vor dem Tunnel, in dem die Massenpanik ausbrach, hielten sich auch Besucher aus Wuppertal auf.

Wuppertal. Die Bilder vom Unglück hat Julian Stanarius erst gesehen, als er schon wieder zu Hause in Wuppertal war. Er war einer von Hunderttausenden, die sich am Samstag auf den Weg nach Duisburg gemacht hatten: "Die Love Parade in der Nachbarschaft - das wollte ich mir ansehen", sagt der 23-Jährige. Es folgten Entsetzen und Ernüchterung. Julian Stanarius stand mit Wuppertaler Freunden vor genau dem Tunnel, in dem am Samstagnachmittag 19 Menschen bei einer Massenpanik starben, hunderte verletzt wurden.

In der Rückschau kann es der 23-Jährige nicht fassen: "Klar war auf dem Weg zum Festgelände viel los. Aber die Stimmung war wirklich gut. Keine Aggressivität oder so etwas." Um 16 Uhr kamen er und seine Begleiter am Tunnel an: "Da war alles voll. Wir haben uns hingesetzt und gewartet."

Irgendwann habe die Nachricht die Runde gemacht, dass niemand mehr aufs Gelände dürfe. Eine offizielle Ansage von der Polizei oder Ordnern habe es aber nicht gegeben. Stattdessen seien die Leute weiter in den Tunnel gelassen worden. Für Julian Stanarius ist das nicht nachzuvollziehen: "Wenn am Party-Eingang dichtgemacht wird, muss man doch auch am Ende der Schlange Bescheid sagen."

Um 16.20 Uhr trafen der junge Wuppertaler und seine Begleiter ihre eigene Entscheidung: Sie machten sich auf den Heimweg. Da stand das Unglück im Tunnel noch bevor. Nach ersten Ermittlungen brach die Massenpanik kurz nach 17 Uhr aus.

Für WZ-Mitarbeiterin Daniela Kebel folgten danach Stunden der Angst. Ihre Cousins Daniel (23) und Fabian (21) waren ebenfalls in Duisburg. Verzweifelte Anrufe auf dem Handy - keine Reaktion. Um 21 Uhr endlich die Entwarnung: Die Jungs waren mit ihren Freundinnen heil zu Hause angekommen.

Sie waren zuvor in dem Tunnel gewesen, sogar im Gedränge, aber sie hatten sich nicht weiter durchschieben lassen. Daniela Kebel: "Sie ahnten, dass es zu voll werden würde." Die Handys ihrer Cousins funktionierten übrigens erst wieder, als die beiden bereits den Stadtrand von Duisburg erreicht hatten.

Auch Julian Stanarius bekam am Samstag nach seiner sicheren Abreise aus Duisburg noch einen Anruf aus Wuppertal. Gegen 18 Uhr meldete sich seine Mutter. Und sie war erleichtert, einfach nur die Stimme ihres Sohnes zu hören. Für den 23-Jährigen ist die Love Parade erledigt, sollte sie überhaupt noch einmal stattfinden: "Ich glaube nicht, dass ich da noch einmal hingehen werde."

Harsche Kritik übt Janine Brühne (22) aus Wuppertal. Auch sie stand am Samstag vor dem berüchtigten Tunnel: "Die Polizei wirkte mit der Situation überfordert. Man konnte uns dort nicht helfen." Die einzig gute Nachricht: Auch diese junge Wuppertalerin blieb unverletzt.