Marodes Engels-Haus ist ab sofort für Gruppen gesperrt

Mängel beim Brandschutz lassen geregelten Museumsbetrieb nicht mehr zu. Für eine Sanierung fehlt der Stadt das Geld.

Barmen. Seit 40 Jahren wartet das Engelshaus in Barmen auf eine Sanierung — unter anderem machen marode Leitungen und undichte Fenster den Museumsbetrieb immer schwieriger. Die wertvolle Ausstellung zum Leben von Friedrich Engels musste bereits in das Museum für Frühindustrialisierung umziehen. Am Dienstag meldete die Stadt erste konkrete Folgen: Aufgrund von Brandschutzmängeln darf das Engels-Haus ab sofort nur noch von bis zu sechs Besuchern auf einmal betreten werden: Gruppen-Führungen im Museum, Trauungen, Feierlichkeiten — bis auf Weiteres sind sie an der Engelsstraße nicht mehr möglich.

Ans Tageslicht gebracht hat die Mängel ein Schadenskataster zum Zustand des Hauses, an dem Stadt und Gebäudemanagement derzeit arbeiten. Es sollte den Sanierungsbedarf im Haus ermitteln — und auf diese Weise beziffern, was alles getan werden muss, um im Haus einen zeitgemäßen Museumsbetrieb durchzuführen. „Für eine touristische Nutzung müssen wir uns angesichts verschärfter Brandschutz-Bestimmungen auch rechtlich absichern“, sagte am Dienstag Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU).

Denn eigentlich hat die Stadt große Pläne mit dem Engels-Haus: Der Familiensitz des großen Sozialisten Friedrich Engels ist gerade für chinesische Touristen interessant. Im vergangenen Herbst erst hat die Stadt einen Vertrag mit dem Caterer Culinaria abgeschlossen, um künftig vor allem für chinesische Wuppertal-Besucher gastronomische Veranstaltungen im Keller und im repräsentativen Salon des Engels-Hauses anbieten zu können.

Dazu hat die Stadt nach Nockes Angaben gerade erst eine Zusammenarbeit mit dem Karl-Marx-Haus in Trier angebahnt, um chinesische Touristen auf Marx-Engels-Tour gezielt nach Wuppertal locken zu können — angesichts einer jüngst eingerichteten Direktflug-Verbindung Düsseldorf-Peking hätte daraus ein lukratives Geschäft für die Stadt werden können.

Der Zustand des Hauses macht dem nun einen Strich durch die Rechnung: Nach Ansicht der städtischen Brandschutz-Experten ist in dem Fachwerk-Haus mit nur einem Holz-Treppenhaus und ohne Fluchtweg-geeignete Fenster kein größerer Publikums-Betrieb mehr zu verantworten. Eine Sanierung, versichert Matthias Nocke, werde es geben — doch bis zu dieser könne es Jahre dauern.

„Allein die Fertigstellung des Schadenskatasters wird sich wohl bis nächstes Jahr hinziehen“, sagt Nocke. Erst dann stehe fest, wie eine künftige Nutzung des Hauses als Museums-, Büro- und Veranstaltungsgebäude einschließlich Hausmeister-Wohnung umzusetzen sei — unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Und dann sei da noch die ungeklärte Finanzierungs-Frage — Nocke: „Wir haben nirgends Geld für die Sanierung rumliegen.“