Wuppertal Mehr Geld für Denkmäler: Damit Bismarck nicht vom Sockel fällt
Wuppertal · Die Politik gibt grünes Licht für außerplanmäßige Kosten von 250 000 Euro. Unter anderem wird der Brunnen am Toelleturm saniert.
Der Brunnen am Toelleturm wird einer der Nutznießer sein: Die Stadt investiert außerplanmäßig 250 000 Euro in Denkmäler im öffentlichen Raum. Die Politik gab grünes Licht für zusätzliche Aufwendungen aus dem Haushalt. Das Städtische Gebäudemanagement (GMW) wird nun eine Liste erarbeiten, welche Bau- und Kunstwerke bis Ende 2021 saniert werden. Der Brunnen wird auf jeden Fall dabei sein, kündigt GMW-Chef Hans-Uwe Flunkert an.
Das GMW hatte 161 Objekte unterschiedlicher Größe und Ausprägung im Stadtgebiet unter die Lupe genommen, für die sich, so Flunkert, bei der Stadt keiner mehr zuständig gefühlt habe. Früher habe das heute nicht mehr existierende Hochbauamt ein Auge darauf gehabt, dann sei die Verantwortung an das Ressort Straßen und Verkehr übergegangen. Das habe aber eigentlich nicht die Fachleute dafür, weshalb sich nun das GMW kümmere.
Die Politik habe ohne Diskussion der zusätzlichen Haushaltsbelastung zugestimmt, erklärt Kämmerer Johannes Slawig. Tenor im Finanzausschuss und Rat sei eher gewesen: „na endlich“. Es sei bekannt, dass die Stadt bei den Denkmälern Handlungsbedarf habe, räumt Slawig ein. Das zeigt auch die Analyse des GMW. Gut 55 Prozent der Objekte seien noch in einem guten Zustand, was eigentlich überraschend sei, so Flunkert, „dafür, dass so lange nichts getan wurde“. Ein großer Teil bekam die Wertung „ausreichend“, 18 Prozent sind aber mangelhaft, darunter zum Beispiel die Skulptur „Knabe mit Brunnen“ an den Barmer Anlagen, der Kugelbrunnen am Werth und das Bismarck-Denkmal auf dem Geschwister-Scholl-Platz in Barmen. „Das bröckelt“, erklärt Flunkert, dessen Mitarbeiter gerade an einer Prioritätenliste arbeiten.
250 000 Euro seien schon viel Geld, hebt Flunkert hervor, mit dem man einiges schaffen könnte. Vor allem gehe es um Sicherheitsaspekte, bei Bismarck etwa um die Standsicherheit, „damit er nicht vom Sockel fällt“. Anders sehe es dagegen aus, wenn ein Kunstwerk rekonstruiert werden müsste. Dann seien die Summen deutlich höher.
Brücken und Treppen fallen nicht in die Sanierungsliste
Eingebunden in die Arbeiten wird auch die Untere Denkmalbehörde. Das Geld sei in Wuppertal, der Stadt der 4500 Denkmäler, eigentlich immer zu wenig. Deshalb sind die 250 000 Euro „ein sehr positives Signal“, sagt Markus Truskawa, Teamleiter im Bereich Denkmalschutz und -förderung, und hebt hervor, dass jetzt nicht nur einmalig investiert wird, sondern die Objekte im Blick behalten werden. Das GMW wird in regelmäßigen Intervallen den Zustand prüfen.
Wobei, wie Truskawa erklärt, der Begriff „Denkmal“ in diesem Zusammenhang missverständlich sei. Die Liste von 161 Objekten umfasst zum Beispiel auch Büsten und Plastiken, die gar nicht unter Denkmalschutz stehen, „im Volksmund aber Denkmal genannt werden“.
Maximilian Berkel, Denkmalschutzbeauftragter des Bergischen Geschichtsvereins, ist deshalb zwiegespalten. Positiv sei natürlich, dass es Geld gibt — „alles ist besser als nichts“ — und auch, wie es in der Vorlage an die Politik hieß, weitere Gutachten erstellt werden.
Doch viele Sanierungsfälle, die im Besitz der Stadt sind, tauchen in dieser Liste gar nicht auf. Treppen – in Wuppertal immer ein leidiges Thema – fallen zum Beispiel unter die Ingenieurbauwerke, um die sich die Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau kümmert. Die hatte erst jüngst Alarm geschlagen, weil im kommenden Haushalt die ohnehin nicht üppigen Mittel noch einmal beschnitten werden: von zuletzt knapp sieben Millionen auf 5,57 Millionen (2020) bzw. 5,44 Millionen Euro (2021). Für prominente Bröckelkandidaten wie die Jakobstreppe bleibt da nichts übrig. Zumal der eher geringe verkehrliche Nutzen keine hohe Priorität garantiert.
Berkel sieht aber gerade in Bauwerken wie der Jakobstreppe „Schlüsselobjekte“, bei denen die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen müsste. „Denkmäler sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen“, zitiert er aus dem Denkmalschutzgesetz. „An deren Erhalt und Nutzung besteht ein öffentliches Interesse.“ Und: Der Eigentümer müsse für den Erhalt sorgen. Die Aufgabe von Treppen sei nun einmal, „irgendetwas zu verbinden“, so Berkel. Die Jakobstreppe als Verkehrsweg zu sperren und „nur“ als Denkmal zu erhalten, dürfe nicht das Ziel sein.
Doch ein Problem verhehlt er nicht: die Wirtschaftlichkeitsprüfung: allein bei der Jakobstreppe rechnet die Stadt mit 800 000 Euro Sanierungskosten — Tendenz steigend. Mehr als dreimal soviel, wie die Stadt jetzt insgesamt für die Brunnen und Denkmäler im öffentlichen Raum bewilligt hat.