Metin Tolan spricht über Star Trek, Warp-Antrieb und Luftschlösser

In der restlos besetzten Immanuelskirche referierte Metin Tolan über Star Trek und das Mühen, im All nach fremdem Leben zu suchen.

Wuppertal. „Let’s do the Time Warp again.“ Der Partytanz der 80er Jahre ist untrennbar mit der Rocky Horror Show verbunden, aber der im Song erwähnte Zeitensprung greift auf ältere Anregungen zurück. Fernsehzuschauer kennen den Warp-Antrieb. Er besitzt eine Schlüsselposition im alten Dauerbrenner „Star Trek“.

Im Rahmen des Wissenschaftsfestivals „Vom Urknall zum Weltall“ beleuchtete Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund, am Mittwoch in der Immanuelskirche Dichtung und Wahrheit der intergalaktischen TV-Reise. Im Fernsehen führt sie erwartungsgemäß zu außerirdischem Leben. Kann das wirklich sein?

Tolan, in Wuppertal bereits gut bekannt als Referent zu Fragen um Fußball und James Bond, erwies sich abermals als glänzender Unterhalter, der selbst beim schwierigen Thema Physik allgemeinverständlich und amüsant zu berichten weiß.

„Ich kann nicht sagen, was man zu sich genommen haben muss, dass einem so etwas auffällt“, bemerkte Tolan zu Johannes Keplers Gesetzen der Planetenbewegung. Immerhin seien diese Gesetze, formuliert zu Beginn des 17. Jahrhunderts, bis heute gültig — wahrscheinlich sogar in Welten, in die wir nie vorstoßen werden.

In solchen Welten gibt es laut Star Trek Planeten der Klasse M, gekennzeichnet dadurch, dass menschliche Wesen auf ihnen existieren könnten. Um dorthin zu gelangen, nutzen die Mattscheibenbesatzungen den Warp-Antrieb, der sie nahezu ohne zeitliche Verzögerung von A nach B katapultiert. Der Kunstgriff sei nicht so dumm, erläuterte Tolan und lieferte auch eine interessante Erklärung zu der Frage, wie der Warp-Antrieb ins Getriebe der Fernsehserie gelangte.

185.000 US Dollar habe die Produktion jeder Folge gekostet. Immerhin 50 Dollar — nicht pro Folge, sondern einmalig — hätten die Macher in eine Beratung zu Physik und Technik gesteckt. Diese 50 Dollar hätten sich prächtig ausgezahlt, denn der beratende Student habe die Idee zu der gewaltigen Antriebskraft geliefert.

Warp sei theoretisch denkbar, würde in der Praxis aber versagen. Das Problem sei, dass es die Kraft von 20 Sonnen erfordere, um einen solchen Antrieb zu erzeugen. Damit dürfte die Hoffnung sinken, je einem Bruder in außerirdischen Sphären zu begegnen. Allein die Reise zum nächsten Sternsystem, Alpha Centauri, würde schließlich vier Jahre in Lichtgeschwindigkeit dauern. Wollten wir dorthin gelangen, gäbe es noch das mittelschwere Problem, jemals an die Lichtgeschwindigkeit heranzureichen.

Von den Schwierigkeiten, Planeten am Sternenhimmel dingfest zu machen, leitete Tolan über zu den Hoffnungsträgern Kepler 62 e und 62 f, zwei Planeten, die — von unserer Warte gesehen — der Erde durchaus ähnlich erscheinen. Falls dort Lebewesen existierten, hätten sie möglicherweise schon von uns erfahren. Denn seit immerhin 100 Jahren sende der Mensch elektromagnetische Wellen aus. Keine behagliche Vorstellung, sagte Tolan, wenn das Erste, was die da oben von uns mitbekommen, ausgerechnet das Fernsehprogramm sei.