Adventsserie „Menschen aus Wuppertal“ Mit bekannten Gesichtern unterwegs
Wuppertal · Wuppertaler Siegfried Jaspers fährt den Ronsdorfer Bürgerbus, ist aber auch sonst gern auf Reisen.
Schon als Kind hat Siegfried Jaspers (74) längere Strecken mit verschiedenen Fahrzeugen zurückgelegt – wenn er Waren aus dem Geschäft seiner Eltern zu Kunden brachte. Das Fahren hat ihm auch im späteren Leben viel Vergnügen gemacht, daher passt es, dass er auch den Ronsdorfer Bürgerbus durch den Ortsteil kutschiert. Und es schätzt, die meisten seiner Fahrgäste mit Namen zu kennen.
Sein Weg in den Bürgerbusverein hat mit seinem Engagement für den Bergischen Turnverein (BTV) Graben zu tun. Das schon 50 Jahre währt, unter anderem Volleyball und Hallenfußball umfasste, aber vor allem das Singen in der Gesangsabteilung, wo er auch im Vorstand tätig war. Und die sich kürzlich zu seinem Bedauern wegen Überalterung aufgelöst hat.
Singen kann Siegfried Jaspers jetzt in der evangelischen Gemeinde, diesmal in einem gemischten Chor. „Das hat mich ins Schwitzen gebracht“, sagt er lachend, „damit musste ich erst zurechtkommen.“ Schon das Notenbild sehe ganz anders aus. „Aber auch das macht Spaß.“ Und bringt ihn zudem mit Gemeindemitgliedern zusammen: „Man trifft bekannte Gesichter.“
Was das mit dem Bürgerbus zu tun hat? Ein Sangesfreund des BTV Graben war Bürgerbusfahrer. Und als der starb, „muss jemand anderes vom BTV Graben den Bürgerbus fahren“ – so die empfundene Verpflichtung. Siegfried Jaspers, der gerade seine Altersteilzeit antrat, ließ sich dazu überzeugen. „Und ich habe es bis heute nicht bereut“, sagt er.
Mehr als zehn Jahre macht er das schon, vier- bis fünfmal im Monat übernimmt er eine Schicht. Seine Fahrgäste kennt er „im Prinzip alle mit Namen“. Gerade erst habe er erst wieder „Tüv“ bekommen: Der Stadtwerke-Betriebsarzt hat ihm Tauglichkeit bescheinigt.
Mit Stolz erzählt er: „Bis heute habe ich keinen Fahrgast stehen lassen.“ Dabei gab es einmal die Situation, dass am Ascheweg so viele Menschen standen, dass nicht alle in den kleinen Bus passten. Also versprach er: „Ich komme gleich wieder.“ Fuhr die erste Fuhre bis zum Markt, wo viele wieder ausstiegen, kehrte zurück und holte den Rest. Dass aktuell die Nachfrage nachlässt, wohl auch durch die Coronazeit, macht ihn ein bisschen traurig: „Wenn man allein im Bus sitzt, fühlt man sich fremd.“
Denn die Kontakte, das gefällt ihm daran: „Das ist wie ein Tapetenwechsel.“ Das hat er schon im Tante-Emma-Laden seiner Eltern gemocht. Deren Geschäft lag an der Remscheider Straße, gegenüber der Einmündung Mühle. Da traf sich auch alles aus der Umgebung. Dort und in den übrigen Geschäften wie Metzger, Bäcker und Gastwirtschaft, die es einst in der Ortslage gab, obwohl die Felder noch gar nicht bebaut waren.
Der junge Siegfried trug bis in die 50er- und 60er-Jahre Waren aus – mit dem Bollerwagen, dem Rad und später dem Käfer seines Vaters, „bis nach Rädchen, Langenhaus und Klausen“, erzählt Siegfried Jaspers.
Mit 13 Jahren begann er eine Lehre zum Groß- und Einzelhandelskaufmann in einem Textilgroßhandel in Elberfeld. Seine berufliche Laufbahn wurde durch die Bundeswehrzeit unterbrochen, die er hauptsächlich bei der Gebirgsartillerie in Bad Reichenhall verbrachte. Was ihm auch einen Lkw-Führerschein verschaffte.
Anschließend habe sein eigenständiges Leben begonnen, sagt er, er gründete eine Familie mit seiner inzwischen verstorbenen Frau, sie zogen zwei Söhne groß, bauten ein Haus. Beruflich ging es für ihn zur Datenverarbeitung. Wobei das Programmieren nicht sein Ding war: „Ich habe lieber was Handfestes.“ Er kümmerte sich um die Hardware.
Das Motorrad war lange ein wichtiges Verkehrsmittel für ihn. Angefixt worden war er als Jugendlicher, als er und einige Freunde regelmäßig die „Quickly“, ein kleines Moped eines Bekannten, „warmfahren“ durften. „Da habe ich fahren gelernt“, erzählt er mit einem verschmitzten Lachen.
Fahrdienst auch
für Seniorenkreise
Lange fuhr er eine kleine Maschine, die er mit dem Autoführerschein fahren durfte. Und machte dann in seinen 50ern noch den Motorradführerschein, um sich eine größere Maschine kaufen zu können. „Damit bin ich so einige Kilometer rumkutschiert“, erzählt er. Meist waren es Tagesausflüge, einmal hat er Bekannte in Magdeburg besucht. Oft war er mit den „Limitern“ unterwegs, der Initiative, die sich für sicheres Motorradfahren engagiert. Weil er inzwischen Schulterprobleme hat, fährt seine Enkelin nun die Maschine. „Aber sie steht bei mir in der Garage und der Opa freut sich“, erzählt er.
Große Reisen hat er auch gemacht, zuletzt ebenfalls mit der Gemeinde, sogar bis Südafrika und Kreta. Und hat dabei gemerkt: Zuviel Historie sollte es nicht sein. Sein nächster Plan ist: die Insel Borkum erkunden.
Seine Fahrdienste schätzen nicht nur die Nutzer des Bürgerbusses, sondern auch ein Seniorenkreis der Gemeinde. Als vor einigen Jahren eine Mitarbeiterin wegging, die bei Ausflügen einen kleinen Bus fuhr, sprach man ihn an. Ob er sich vorstellen könnte, für Tagesausflüge am Steuer zu sitzen? Er konnte. Inzwischen „hat sich das total etabliert“, sagt er. Acht oder neun Touren waren es in diesem Jahr, zur Glörtalsperre, zu Schloss Burg und anderen Zielen. Da lag es nicht fern, dass er auch einsprang, als es darum ging, die Teilnehmer einer anderen Seniorengruppe zu Treffen abzuholen. Siegfried Jaspers macht es gern. „Es muss Spaß machen“, betont er. Und das tue es. „Was soll ich Trübsal blasen?“