Mit bunten Farben gegen üble Häufchen
Das Bürgerforum sprühte Hundekot in Heckinghausen an, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Heckinghausen. Bis zum nächsten Regen werden Teile des Viertels deutlich bunter aussehen. Das liegt an einem ganz speziellen Spaziergang, zu dem das Bürgerforum eingeladen hatte. Liegengelassene Hundehaufen waren Anlass. Und Guido Mengelberg hatte eine ganze Tüte voller Sprühkreide-Dosen mitgebracht. Aus Rot, Rosa, Grün, Blau und Markerstift-Gelbgrün konnten die rund 15 Sprayer wählen, die zu der Exkursion gekommen waren.
Und los ging’s. Bunte Kreise um die Haufen oder voll drauf gehalten, Hinweispfeile oder kurze Kommentare wie „Schöne Scheiße“ oder „Kacke“ entstanden. „Wir wollen vor allem Aufmerksamkeit erregen“, sagt Mengelberg. „Das soll der Anfang einer Kampagne sein, mit der wir hartnäckige Plastikbeutelverweigerer motivieren wollen, vielleicht doch die Hinterlassenschaften ihrer Hunde wegzuräumen.“
Bei Umfragen, was in Heckinghausen besser werden könnte, seien immer wieder die Hundehaufen genannt worden. Noch vor dem Wunsch nach mehr Sitzbänken. „Wir werden uns jetzt Gedanken machen, wie man das angehen kann“, sagt Mengelberg. Und dabei vor allem auf Überzeugungsarbeit setzen. Die Wirksamkeit von Strafen wurde auf dem Sprayergang angezweifelt. Obwohl der gesprayte Hinweis „75 Euro“ einen diskreten Hinweis auf die Folgen beinhaltete, wenn Uneinsichtige doch einmal vom Ordnungsamt erwischt werden. Denn Aufheben muss man als Hundehalter. Und auch Beutel dabeihaben.
Soweit die Theorie. In der Praxis setzen die Sprayer ihre Dosen bald nur noch bei größeren Haufen ein. Bald tauchen Überlegungen auf, ob die Kreide überhaupt bis zum Ende des Haufen-Spaziergangs reicht. Relativ saubere Abschnitte („hier ist gerade die Straßenreinigung durch“) wechseln sich mit wahren „Hotspots“ ab, etwa das kleine Grün an der Spickerstraße gegenüber dem Fachwerkhaus. Bis zur Werlestraße kommen die Sprayer, dann sind die Dosen nahezu leer.
Etliche Teilnehmer haben selber Hunde. Und damit ein doppeltes Interesse, dass ihre Hunde haltenden Mitmenschen ihr Verhalten überdenken. „Ich habe Angst, dass der Hass auf Hunde gefördert wird, wenn überall was liegt“, sagt ein Teilnehmer. Und Mengelberg: „Es geht gar nicht um Hunde, es geht um die Besitzer. Viele räumen schon weg. Wir wollen, dass das noch mehr tun.“ Was also kann man tun, außer Aufmerksamkeit zu erregen? Pfiffige Plakate, wie sie die Wuppertal Bewegung an der Nordbahntrasse aufgehängt hat, könnten auch für Heckinghausen etwas sein.
Das Anbringen von Beutelspendern wird angesichts der Erfahrungen eher skeptisch gesehen. Einerseits wird das dauerhafte Nachfüllen schnell zum Problem. Andererseits kann man oft keine wirkliche Verbesserung im Umfeld solcher Spender sehen. Und trotzdem sind sie oft auf geheimnisvolle Weise schneller leer, als das selbst bei einer zielführenden Annahme der Fall wäre.
Die wenigen Mensch-Hund-Gespanne, die unterwegs getroffen werden, bieten keinen Anlass zu einem freundlichen Gespräch. Immerhin reckt ein Mann, der gefragt hatte, was die Gruppe denn da macht, anerkennend den Daumen hoch. Auch Dörthe aus Heckinghausen war mitgegangen. Und in kleinen Spraypausen trug sie Hundegedichte vor. Etwa von Ernst Jandel oder James Krüss. Es war eben keine bierernste Veranstaltung. Es unterstreicht, dass das Bürgerforum die Sache mit Humor und Kreativität angeht. Auf Miteinander statt Gegeneinander setzt. Damit man beim Gang durch Heckinghausens Straßen seltener die letzte Zeile von „Ottos Mops“ zitieren muss: „Oh Gott, oh Gott“.