Wuppertal Mit dem Rad über die Talachse — aber wie?

Barmen/Unterbarmen. · Eine Fahrradtour mit Diskussionsstoff: Die SPD will eine schnelle Lösung parallel zur B7 — die IG Fahrradstraße favorisiert eine Umweltspur auf der Bundesstraße.

Der Radweg an der Hünefeldstraße ist schmal.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Dass Radler durch die Talachse zwischen Barmen und Elberfeld fahren sollen, in diesem Punkt dürften sich die SPD und die IG Fahrradstadt einig sein. Doch wo lang soll die Strecke führen? Parallel zur Bundesstraße über Unterdörnen, Hünefeldstraße und Hofkamp, wie es die SPD favorisiert und auch in der Politik vorschlug? Oder über die B7, wofür sich die IG Fahrradstadt einsetzt, und am liebsten die Radler auf einer Umweltspur sehen würde? Die WZ lud SPD-Fraktionsgeschäftsführer Ulf Klebert und Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt zu einer Radtour ein — Diskussionen inklusive.

Die Ausgangslage: Ziemlich auf einer Wellenlänge lagen beide bei der Einschätzung der Ist-Situation — aktuell ist der Weg durchs Tal für die Radler alles andere als komfortabel. Das gilt sowohl für die B7 als auch die Nebenstrecken. „Ich persönlich käme gar nicht auf die Idee, mit dem Rad die B7 zu nehmen“, sagt Klebert, nach eigener Aussage sonst ein begeisterter Radfahrer. Wohnhaft am Rott „nehme ich nach Elberfeld praktisch gar nicht mehr das Auto“. Das erste Teilstück der kleinen Tour von der Werther Brücke aus Richtung Westen macht allerdings wenig Lust, Wuppertals Hauptverkehrsachse mit dem Zweirad befahren zu wollen. Dabei ist nicht mal Rush Hour. Autos, die mit viel zu wenig Abstand überholen, sind nur eine der Widrigkeiten. Wer radelt, hat schnell das Gefühl, auf der B7 nicht willkommen zu sein.

Eine Umweltspur ähnlich wie in Düsseldorf wünscht sich die Fahrradlobby. Verkehrsdezernent Frank Meyer hatte mal die Nordbahntrasse als B7 für den Radverkehr bezeichnet. David J. Becher von der Utopiastadt hielt kürzlich gegenüber der WZ noch dagegen. „Für die Radfahrer gibt es nur eine B7 — und das ist die B7.“ Anders, als Kritiker immer einwendeten, würde durch eine Umweltspur „dem Autoverkehr ja nichts weggenommen“, betont Grothe. Die Spur nutzten dann ja Busse und Fahrräder. Aber, das lässt sich nicht wegargumentieren, sie steht den Autofahrern nicht mehr zur Verfügung, was, so die Gegner, unausweichlich zu Staus führen würde. Von einer Umweltspur und den Radlern würden aber andere wiederum profitieren, glaubt der 38-Jährige. Gastro und Mittelstand an der B7 etwa. Zudem könnte der historische Teil der B7 „wieder mehr Boulevard-Charakter bekommen“. Platz wäre da, ist er überzeugt. Schließlich befänden sich neben den vier Fahrspuren an beiden Seiten noch Parkstreifen. „Aber auch Bäume“, wie Klebert einwendet.

SPD sieht keine Akzeptanz
für eine Umweltspur

Christoph Grote (l./IG Fahrradstadt) und Ulf Klebert (SPD) an der Junior Uni.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Doch Grothe sieht noch einen Vorteil: „Eine Umweltspur wäre auch Promotion für den Radverkehr in der Stadt und besser, als den Radverkehr auf den Nebenstrecken zu verstecken.“ Ziel sei es nicht, die B7 autofrei zu machen. Es schade aber nicht, „wenn man es für den Autofahrer ein kleines bisschen unangenehmer macht“.

Klebert macht ziemlich deutlich, dass seine Fraktion für eine Umweltspur auf der von bis zu 40 000 Autos täglich genutzten B7 nicht zu gewinnen sei. „Wir sehen die Akzeptanz nicht“, betont der 52-Jährige. Zudem sei aktuell der Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtverkehr zu gering. Man dürfe dem Autoverkehr nicht sein Existenzrecht absprechen. Auch der Kompromissvorschlag Grothes, eine Umweltspur zu den Stoßzeiten testweise vielleicht für Autos freizugeben, um so möglicherweise der Politik und den Kritikern entgegenzukommen, steht Klebert eher ablehnend gegenüber. „Das widerspricht doch der Logik“, sagt er, eine Spur für Radfahrer zu schaffen und zu den Hauptnutzungszeiten, wenn wahrscheinlich auch viele Radler unterwegs seien, wieder die Autos drauf zu schicken. Die SPD sehe die Radler auf den Nebenstrecken. Diese Alternative, so hatte die SPD in den städtischen Gremien argumentiert, sei schneller umzusetzen, als auf das Radverkehrskonzept zu warten. Dies treffe nicht zu, ist Grothe überzeugt. Er sagt aber, dass diese Strecke natürlich von Radlern genutzt werden soll.

Hünefeldstraße: Radwege sind nicht für Radfahrer geeignet

Die Tour weiter Richtung Junior Uni, nicht mehr auf, sondern neben der B7, zeigt auf jeden Fall Handlungsbedarf. Das fängt schon bei Kleinigkeiten an, wie Klebert am Beispiel Unterdörnen erläutert. Der Bordstein ist dort teilweise so hoch, dass Radfahrer, die die „Auffahrt“ verpassen, auf der Straße fahren müssen. Das schlägt Grothe sowieso vor, da, wo es keinen benutzungspflichtigen Radweg gibt. Wieso? Das Beispiel Hünefeldstraße zeigt es eindrucksvoll. Dort gibt es einen Radweg, den heutzutage, da sind sich Klebert und Grothe einig, niemand mehr so anlegen würde. Viel zu eng, was auch für den Fußgängerbereich gilt, kaum Abstand zu den parkenden Autos und den Hauseingängen, dazu Mülltonnen, die den Weg versperren. Vor Jahren sei die Benutzungspflicht schon aufgehoben worden, zu Recht, wie beide finden. Nur sei die jetzige Situation natürlich auch alles andere als gut.

Was zu tun ist, müsse die Fachverwaltung entscheiden, sagt Klebert. „Wir sind keine Verkehrsplaner.“ Aber: „Den Straßenraum wird man angehen müssen.“ Mit konkreten Vorschlägen hält er sich zurück. Aber, das wird beim Blick in die Hünefeldstraße deutlich, auf den Prüfstand könnten die Parkplätze — Klebert: „Hier gibt es nicht die Not wie in anderen Quartieren“ — und die Bäume kommen. Aktuell jedenfalls dürfte an vielen Stellen auf der Straße ein Radler gar nicht überholt werden, weil der Mindestsicherheitsabstand von 1,50 Meter gar nicht eingehalten werden kann. Natürlich überholen Autofahrer aber trotzdem. Ähnlicher Handlungsbedarf herrscht auch weiter gen Westen am Hardtufer. Ein Fazit von Klebert: „Der Fahrradverkehr wurde in den vergangenen Jahren nicht so behandelt, wie es richtig gewesen wäre.“