Mit starker Mimik und wenig Schminke

Die Clowns von den Kwatschnasen wollen ein älteres Publikum erreichen. Die Vohwinkelerin Ruth Melchior ist Mitglied im Ensemble.

Foto: Kwatschnasen

Vohwinkel. Sie wirken heute etwas wie aus der Zeit gefallen. Für Clowns ist es deutlich schwerer geworden, ihr Publikum zu begeistern. Groß ist die multimediale Unterhaltungskonkurrenz und zuletzt hat auch noch der Wirbel um furchteinflößende Horrorclowns am Image der bunten Spaßmacher genagt. Spätestens seit der Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“ scheinen sie eher der Stoff für Albträume als für unbeschwertes Lachen zu sein.

Doch es gibt Gegenbewegungen, die sich auf die Kernqualitäten der langen Clowns-Tradition besinnen. Die Gruppe „Kwatschnasen“ setzt bewusst auf wenig Schminke und starke Mimik. Satt plumper Komik werden vielschichtiger Humor und absurde Geschichten aus dem Alltag auf die Bühne gebracht. Das siebenköpfige Ensemble richtet sich vorwiegend an Erwachsene, wobei auch Kinder an den Darbietungen durchaus ihren Spaß haben können.

Die Vohwinkelerin Ruth Melchior ist Mitglied der „Kwatschnasen“ und schätzt die Möglichkeit, bei den Auftritten in eine ganz andere Rolle schlüpfen zu können. „Das ist sehr befreiend, gerade weil es darum geht, über sich selbst lachen zu können“, berichtet sie. Die eigenen Schwächen augenzwinkernd auf die Schippe zu nehmen, biete ein großes Potenzial. So werde aus der menschlichen Fehlbarkeit eine Stärke. „Wir halten dem Publikum den Spiegel vor und zeigen, dass es überhaupt nicht schlimm ist, wenn man nicht perfekt ist“, erklärt Ruth Melchior. Zum Austausch mit den Zuschauern gehören für sie Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. „Wir wollen den Leuten auf Augenhöhe begegnen“, sagt sie.

Schon seit frühester Jugend ist sie vom Zirkusbetrieb fasziniert. Ihr Einstieg in die Welt der Gaukler und Artisten lief über ein Projekt in ihrer Gemeinde. Im Zirkus „Bremkampi“ spielte die damals 15-Jährige ab Mitte der 80er Jahr bereits einen Clown. „Diese Leidenschaft hat mich auch nach dem Ende des Projekts nie losgelassen“, erzählt Ruth Melchior. Während ihres Studiums und ihrer späteren Berufslaufbahn sei der Drang zur Bühne weiter spürbar gewesen. Zum 40. Geburtstag machte sie sich dann selbst ein ganz besonderes Geschenk: Eine Ausbildung in einer renommierten Clown-Akademie. „Darauf habe ich lange hingespart“, sagt Ruth Melchior.

Ein halbes Jahr lang reiste sie im Rahmen von monatlichen Workshops nach Konstanz und traf dort viele Gleichgesinnte. Daraus ergab sich die Idee, ein eigenes Ensemble zu gründen. So entstanden die „Kwatschnasen“, die mittlerweile schon einige Auftritte in ganz Deutschland absolviert haben. Nach einem Probegastspiel in Vohwinkel im bescheidenen Rahmen findet am kommenden Samstag in der Hako-Event-Arena der erste große Auftritt der Gruppe statt. „Darauf freuen wir uns schon sehr“, sagt Ruth Melchior. Das Publikum kann sich auf eine Mischung aus Sprachwitz und clownesker Pantomime freuen. Auf letztere hat sich die Vohwinkeler Darstellerin spezialisiert. „Das liegt mir sehr, da ich beruflich viel mit gehörlosen Menschen in Kontakt bin und früh die Gebärdensprache erlernt habe“, berichtet die 45-Jährige. Sie vertraut bei ihren Figuren allein auf Mimik, Gestik und Körpersprache. Dicke Schminke ist dabei tabu. „Das würde den Gesichtsausdruck verwischen. Daher gehe ich damit sehr sparsam um“, sagt Melchior.

Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Publikum sind sehr positiv. „Wenn sich die Leute einmal darauf einlassen, haben sie eine Menge Spaß und können herzhaft lachen“, berichtet sie. Durch den frischen Ansatz seien Berührungsängste schnell abgebaut. Mit ihren Auftritten wollen die „Kwatschnasen“ dafür sorgen, dass die Tradition der roten Pappnasen nicht ausstirbt. „Schließlich steckt in jedem von uns ein Clown“, findet Ruth Melchior.

kwatschnasen.de