Mittelaltermarkt: Eisige Nächte auf dem Laurentiusplatz
Tagsüber bietet Jörg Wenzel an seinem Stand Halbedelsteine und Fossilien an. Nachts schläft er auch dort – bei eisigen Temperaturen.
Elberfeld. Ein Spaziergang über den Weihnachtsmarkt bei den Minusgraden dieser Tage - für viele Besucher hat das sogar etwas Gemütliches. Dick eingepackt und mit Glühwein oder Met gestärkt, lässt es sich so eine Weile gut aushalten. Wohl gemerkt: eine Weile. Nach einem langen Tag hinter dem Stand auf dem Mittelaltermarkt dort draußen auch zu übernachten - das erscheint bei Temperaturen von bis zu Minus elf Grad unvorstellbar.
Jörg Wenzel und sein Kollege winken ab: "Das ist gar nicht so schlimm." Mit seinem Stand "Lapis magicus" sind die Männer aus dem Odenwald seit dem vergangenen Wochenende zu Gast auf dem Laurentiusplatz. Und seitdem übernachten sie auch dort - Nacht für Nacht. Wie sie sich vorbereiten? Jörg Wenzel zeigt hinter sich: "Ich habe ein doppeltes Alpakafell, eine Isomatte, einen Schlafsack und zwei weitere Decken auf meinem Feldbett." Dazu sei der Stand an den Enden mit Stroh abgedichtet und eine Gasheizung liefere die ganze Nacht Wärme.
Warum sie dort übernachten? Jörg Wenzel streicht mit seinen Fingern durch die dunklen Haare und erklärt: "Ich brauche zwei bis drei Stunden zum Ab- und mindestens vier Stunden für den Aufbau meines Standes. Das kann ich nicht jeden Tag machen." Also bleibt der Stand wie er ist. Doch die Halbedelsteine und Fossilien, die Wenzel anbietet, sind zu wertvoll, um sie nachts unbewacht zu lassen. "Was? Sie übernachten hier", fragt eine Besucherin ungläubig, die sich gerade ein Armband aus Lapislazuli ansieht und die letzten Sätze Wenzels aufgeschnappt hat. Auch ihre Freundin schaut mitleidig.
Sein Kollege sieht für die sechste Nacht "unter freiem Himmel" erholt aus. Er lacht. "Ich habe letzte Nacht im Hotel geschlafen", räumt er ein. Auf Einladung des Organisators Michael Möller von der IG Friedrich-Ebert-Straße konnte er dort heiß duschen und "endlich mal durchschlafen". "Das ist wirklich eine Ausnahme", sagt Wenzel, "ein Hoch auf die Organisatoren."
Möller ist an einer perfekten Organisation gelegen. Um Besucher wie Händler zufrieden zu machen. "Der Markt soll sich etablieren", sagt er. "Dann soll er im kommenden Jahr über vier Wochen laufen."