Mobilität im Alter: Lösungen gesucht
Neues Netzwerk an der Uni beschäftigt sich mit Straßenraumgestaltung.
Wuppertal. Wie müssen Städte und öffentliche Verkehrsmittel gestaltet sein, damit auch ältere Menschen sich gut darin bewegen können? Dieser Frage widmet sich das neue Netzwerk „RIN Mobilität und Alter“, das an der Bergischen Universität angesiedelt ist. Beteiligt werden sollen die Bürger ebenso wie Politiker und Vertreter des Gesundheitswesens und der Industrie. Am Montag wurde das Thema in einer Auftaktveranstaltung auf dem Campus Freudenberg mit sechs Kurzvorträgen und einer Podiumsdiskussion beleuchtet.
Auch Wissenschaftsministerin Svenja Schulze forderte dabei regionale Lösungen für die großen Probleme der Zukunft und eine gerechte Straßenraumgestaltung. Gastgeberin Prof. Anke Kahl verwies darauf, dass Menschen über 65 Jahren bereits mehr als 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, Tendenz steigend. Mit einfachen Mitteln könne man diesen das Leben erleichtern: etwa mit Sitzgelegenheiten in Innenstädten.
Prof. Anton Kummert erklärte die Bedeutung von RIN: „Wir wollen Akteure miteinander vernetzen und das bergische Städtedreieck bundesweit positionieren.“ Welche verschiedenen Mobilitäts-Typen es bei älteren Menschen gibt, hat Prof. Ulrike Reutter mit ihrem Team in einer Telefonbefragung herausgefunden: 19 Prozent seien sehr auf das Auto fixiert. Die Zwangsnutzer des ÖPNV haben keine Alternative, sind relativ alt, bewerten den ÖPNV jedoch sehr positiv. Meist leben sie eher im Stadtzentrum. Jüngere Alte, die noch arbeiten, nutzen flexibel alle Angebote und schätzen dafür auch neue technische Möglichkeiten.
Selbstbestimmte Mobile haben zwar ein Auto zur Verfügung, fahren aus gesundheitlichen und nachhaltigen Gründen aber auch gerne Fahrrad oder ÖPNV. Sie wohnen oft zentral. Die letzten beiden Gruppen könne man durch Kampagnen für Car-Sharing oder ÖPNV begeistern, erklärte Ulrike Reutter. Dazu komme, dass sich in Zukunft immer weniger Rentner ein eigenes Auto werden leisten können, sagte Reiner Nießen vom Verkehrsclub Deutschland.
Deshalb gewinne der ÖPNV an Bedeutung. Der VRR rechne bis 2040 mit 31 Prozent mehr älteren Menschen als Fahrgästen. „Wir brauchen Lösungen für mobilitätseingeschränkte Menschen“, forderte Nießen. Zur Demonstration zeigte er den jetzigen Stand: Große Lücken zwischen S-Bahn und Bahnsteig, die für alte Menschen schwer zu überwinden sind. Prof. Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut rechnet mit einem Wandel in der Mobilität: „Mitte des Jahrhunderts darf es Mobilität auf Grundlage fossiler Antriebe nicht mehr geben.“