Mord im viktorianischen Zeitalter

Das Tic schafft mit „Fünf Frauen und ein Mord“ eine perfekte Illusion.

Foto: Andreas Fischer

Die dunkle Holzvertäfelung, das altmodische Treppengeländer und die Sessel strahlen die Würde eines englischen Herrenhauses aus. Das Tic-Theater versetzt seine Besucher mit dem Krimi „Fünf Frauen und ein Mord“ ins viktorianische Zeitalter. Bühnenbildner Jan Bauerdick und Kostümbildnerin Noëlle-Magali Wörheide mit ihren herrlichen Kleidern schaffen eine perfekte Illusion. Sogar echte Kerzen brennen in edlen glasummantelten Haltern, als es auf der Bühne Abend wird.

Als Autorin dieses Krimis wird zwar eine Gladys Heppleworth angegeben - doch es wird vermutet, dass in Wirklichkeit Edgar Wallace dieses raffinierte und verspielte Theaterstück geschrieben hat. Inspektor Hollister hat seine liebe Mühe, herauszufinden, warum der Kutscher die Treppe hinuntergefallen ist und sich dabei das Genick gebrochen hat.

Wunderbar inszeniert Ralf Budde die fünf sehr unterschiedlichen Frauentypen. Anja Bielefeld bekommt sogar Szenenapplaus für ihre überzeugende Darstellung des einfältigen Dienstmädchens Ruby. Mit starrem Blick und leicht offen stehendem Mund stottert sie: „Aber ich weiß doch auch nicht“ und rennt im nächsten Moment in die Küche zurück. Auch Charlotte Reinke meistert die schwierige Aufgabe hervorragend, das entrückte Mädchen Jane zu spielen. Die Tochter des Hauses lebt in ihrer eigenen Phantasiewelt und für den Inspektor ist nie klar, ob Jane gerade von tatsächlichen Erlebnissen oder von Träumen und Ideen erzählt.

Ein Gegengewicht dazu bilden die strenge Hausherrin Mrs. Heartstone (Monika Owart) und die pragmatische, vernünftige Gesellschafterin Vera (Christina de Bruyckere-Monti). Budde begleitet jeden Auftritt von Mrs. Heartstone mit einer unheimlichen Musik. Der Zuschauer bekommt dadurch das Gefühl, im nächsten Augenblick würde der immer wieder beschworene böse Geist auftreten.

Ganz erdig wirkt hingegen Karin Schwarz als Hausdame Mrs. Worthing, die allen Sorgen und Zweifeln eine Tasse Schokolade und Gebäck entgegen setzt. Je mehr Möglichkeiten auftauchen, wer warum und wie den Mord mit Absicht oder versehentlich begangen haben könnte, desto mehr gerät Inspektor Hollister ins Schwimmen. Andreas Wirth spielt den Polizisten nachgiebig und mit einem auffälligen Hang zum Rotwein.

Die Lösung, die er am Ende nach vielen Fragen und Drohungen entdeckt, hätte jedenfalls wohl niemand vorher geahnt. Begeisterter Applaus für den kurzweiligen Krimi.

Fünf Frauen und ein Mord dauert zwei Stunden mit Pause. Karten gibt es unter Telefon 47 22 11 und im Internet unter

tic-theater.de