Nach Behandlungsfehler: Die Familie will Linus ein gutes Leben ermöglichen
Am Freitag vor zwei Jahren wurden die Augen des Frühchens verätzt. Die WZ besuchte die Familie des Jungen.
Wuppertal. Linus lacht, brabbelt die Worte der Erwachsenen nach und entdeckt dabei die Sonnenstrahlen des Winters als Spielgefährte. „Sonne“ quiekt er und versucht mit seinem gesunden Auge den Strahl im Fenster zu fangen. Der Junge hat das Lachen nicht verlernt. Am 7. Februar vor zwei Jahren waren ihm und zwei anderen Neugeborenen auf der Frühchenstation in der St. Anna-Klinik während einer Routineuntersuchung die Augen mit einer 1000-fach zu hohen Dosis Untersuchungsflüssigkeit verätzt worden.
An manchen Tagen — das gibt Mutter Mirjam Ordowski zu — waren ihr die sonst so hilfreichen Medien lästig. An „Kameramänner, die uns verfolgten und warteten, bis ich in Tränen ausbrach“, erinnert sie sich. Doch durch die Medien war die Familie bald bundesweit bekannt. Der Effekt: Versicherungen und Kliniken zeigten sich kooperativ.
Linus kann mittlerweile auf dem linken Auge leidlich sehen, das rechte wird völlig blind bleiben. Die strafrechtliche Aufarbeitung des Falls (Kasten rechts) kann Mirjam Ordowski kaum trösten. Der Familie geht es darum, dem Zweijährigen ein gutes Leben zu ermöglichen. Regelmäßige Sehtests gehören dazu — und Amtsgänge. „Linus ist auf dem rechten Auge absolut blind, doch das Versorgungsamt will ihn trotzdem nur zu 30 Prozent als behindert einstufen“, sagt die Mutter. Die Eltern hoffen auf die Uni Düsseldorf, wo sie ein Gutachten in Auftrag gegeben haben.
Sie wollen Linus bestmöglich auf seine Zukunft als Sehbehinderten vorbereitet. In diesen Tagen wartet die Familie auf den Brief der Versicherung, die direkt nach dem Unglück einen Vorschuss geleistet habe. Geht es so weiter, sieht die Zukunft des sehbehinderten Jungen nicht mehr ganz so düster aus.
Denn Geld spielt jetzt schon eine große Rolle. Sehtherapien, Untersuchungen, eine Spielgruppe und die Frühförderung müssen bezahlt werden. Und spätestens, wenn Linus eine Ausbildung beginnt, muss der Junge, der immer nur eingeschränkt wird arbeiten können, finanziell unterstützt werden.