Wuppertal Namensgebung für die neue Schule: „Die Kinder wurden intrumentalisiert“

Die Grundschule Kratzkopfstraße wollte am neuen Standort „Am Kottsiepen“ heißen. Die Bezirksvertretung entschied sich anders, was zum Protest der Grundschulkinder führte.

Foto: Andreas Fischer

Ronsdorf. Mit einer knallenden Tür verabschiedeten sich die Gäste der Gemeinschaftsgrundschule Kratzkopfstraße aus der Bezirksvertretung (BV) Ronsdorf. Diese hatte gerade mehrheitlich den neuen Namen für die Schule an ihrem künftigen Standort an der Ferdinand-Lassalle-Straße 28 beschlossen: Grundschule Ferdinand-Lassalle-Straße. Der Grund für den Unmut: Die Schulkonferenz hatte sich einstimmig für den Namen Grundschule Am Kottsiepen ausgesprochen. Schulleiterin Katrin Bollhorst sagte am Donnerstag: „Ich kann die Entscheidung der BV nicht nachvollziehen. Wir haben Kinder, Eltern und Lehrer miteinbezogen — dann hätten wir das alles ja nicht machen müssen.“ Auch Schulpflegschaftsvorsitzender Lars Heidemann zeigt sich frustriert. Vor allem, weil das Gremium lediglich über die Variante Ferdinand-Lassalle-Straße abgestimmt hat. „Unser Vorschlag ist nicht ansatzweise berücksichtigt worden. Natürlich ist der Frust da groß“, sagt Heidemann.

Warum eigentlich nicht wieder Ferdinand-Lessalle-Straße? So hieß zumindest zuletzt die Schule an dieser Adresse. 2011 war der Standort zwangsläufig aufgegeben worden — nur noch 13 Eltern hatten ihre Kinder dort angemeldet. Die verbliebenen Schüler und Lehrer zogen zur Kratzkopfstraße um, die Ferdi-Schule war Geschichte. Kurzfristig. Seit 2015 wird das Gebäude saniert, um der inzwischen wieder gestiegenen Anzahl von Schülern gerecht zu werden. Noch in diesem Jahr zieht die GGS Kratzkopfstraße um und soll jetzt, so der Wunsch aus der Bezirksvertretung, wieder den alten Namen bekommen. Die Schule an der Kratzkopfstraße wollte genau das nicht. Heidemann erklärt: „Wenn ein Schiff untergeht, gibt man dem neuen Schiff doch auch nicht den alten Namen.“

Die Schule hatte bereits versucht, mehrere Namensvorschläge anzubringen. Der Vorschlag Tanya-Stewner-Grundschule etwa (nach der Ronsdorfer Kinderbuchautorin) stieß nicht auf Gegenliebe, weil lebende Personen normalerweise nicht zu Namensträgern von Schulen werden. Und Kottsiepen? „Das klingt doch sehr unschön“, gab Ronsdorfs Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes im Gespräch mit der WZ zu bedenken. Dabei sei das Gremium gar nicht auf Lessalle versteift gewesen — „wenn etwas Akzeptables gekommen wäre“.

Unglücklich empfand Scheuermann-Giskes das Auftreten der Grundschule in der Bezirksvertretung. Auch einige Kinder waren gekommen und hielten ein Plakat hoch: „Demokratie nicht mit Füßen treten.“ Zur Unterstützung hatten die Jungen und Mädchen 300 gebastelte Füße mitgebracht, mit denen sie das Treppenhaus des Bürgerbüros Ronsdorf schmückten. Der Bezirksbürgermeister findet: „Die Kinder wurden instrumentalisiert.“ Er glaubt nicht, dass der Prozess der Entscheidungsfindung den Kindern zu vermitteln sei. Dass die Veranstaltung für die jungen Zuschauer am Ende wirklich frustrierend war, bestätigt Schulpflegschaftsvorsitzender Lars Heidemann. „Meine neunjährige Tochter hat abends geflucht und geheult“, sagt er.

Im Gremium zeigten sich zudem einige Mitglieder erschrocken über das Auftreten der Demonstranten, weil von den Zuschauerrängen nach der Abstimmung deutlich der Kommentar „So ein Pack!“ zu hören war. Die Bezirksvertretung will der Schule dazu noch einen Brief schreiben. Heidemann kommentierte den Vorfall: „Das war ein Ausrutscher, der nicht hätte passieren dürfen.“

Nach einem gestrigen Telefonat zwischen Bezirksbürgermeister und Schulpflegschaftsvorsitzenden sind die Wogen wieder einigermaßen geglättet. Vor allem, weil Scheuermann-Giskes mitteilen konnte, dass die Stadt darüber nachdenkt, nach der Sanierung des Gebäudes an der Kratzkopfstraße wieder beide Standorte als autonome Schulen laufen zu lassen. Dann natürlich auch wieder an alter Stelle mit dem alten Namen Kratzkopfstraße. Heidemann sagt: „Hätten wir das vorher gewusst, wären wir vielleicht gar nicht in dieser Form gekommen.“ Alles eine Frage der Kommunikation.