Neonazi-Gegendemo: Polizei ermittelt gegen türkische Hooligans
Laut Polizei verbündeten sich am Sonntag Linke mit Fenerbahce-Anhängern.
Wuppertal. Die Gewalt zwischen rechten und linken Gruppierungen in Wuppertal hat eine neue Dimension angenommen. Wie die Polizei bestätigt, haben sich im Zuge der Demonstration gegen eine Kundgebung der Partei Die Rechte am Sonntag gewaltbereite Linke mit türkischen Fußball-Hooligans zusammengetan. Die Fußballanhänger werden von der Polizei dem türkischen Club Fenerbahce Istanbul zugerechnet. Die Gruppe sei fast zwei Stunden nach Ende der Rechten-Demo zu einer Wohnanschrift eines 21-Jährigen Neonazis in Elberfeld gezogen.
Dort nahm die Polizei wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung und des Landfriedensbruchs 32 Gegendemonstranten fest. Davon seien neun Personen als türkische Hooligans identifiziert worden — teilweise seien Minderjährige unter den Festgenommenen gewesen. Welche Verbindungen zwischen den Gruppierungen bestehen, sei jetzt Gegenstand der Ermittlungen, hieß es gestern seitens der Wuppertaler Polizei.
Die hatte am Sonntag alle Hände voll zu tun, die Eskalation der Gewalt in der Elberfelder City zu verhindern. Wie berichtet, hatten sich bereits ab 14 Uhr an die 300 Gegendemonstranten zum Thema „Gegen Rechts — Kein Platz für Nazis in Wuppertal“ versammelt.
Dagegen hatte der zuvor angemeldete Aufzug der Rechten 30 Teilnehmer. Deren Weg von der Alten Freiheit über die Kirchstraße in Richtung Wall sei von aggressiven und zum Teil vermummten Gegendemonstranten gestört worden. Dabei seien Flaschen, Steine und Silvesterböller geworfen worden.
Die Polizei setzte unter anderem Pfefferspray ein und nahm einen mutmaßlichen Steinewerfer fest. Eine unbeteiligte Passantin erlitt leichte Verletzungen, als sie am Von-der-Heydt-Platz von einer von Gegendemonstranten umgestoßenen Warnbake getroffen wurde. Effekt der Störaktionen: Der Aufzug der Rechten musste über die Schloßbleiche zurück zur Straße Alte Freiheit umgeleitet werden, wo die Veranstaltung gegen 16.50 Uhr endete.
Aus dem rechtsextremen Lager nahm die Polizei fünf Personen fest. So gab es Hinweise, dass aus der Wohnung jenes 21 Jahre alten mutmaßlichen Neonazis in Elberfeld mit einer Gaspistole geschossen worden ist. Bei der Durchsuchung der Wohnung fand die Polizei die Waffe — im Backofen. Nach bisherigen Ermittlungen war vier Mal mit ihr geschossen worden.
Gestern verurteilte Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) die Ausschreitungen: „Wir in Wuppertal wollen diese Art von Gewalttätigkeit nicht haben.“ Alle Verdächtigen sind wieder auf freiem Fuß. Die Ermittlungen dauern an. spa