Wuppertal Neue Sozialwohnungen geplant
Nach jahrelangem Stillstand erhält die Stadt nun wieder Anträge zur Förderung von Wohnungsbau.
Wuppertal. Jahrelang gab es eher ein Überangebot an Wohnungen in Wuppertal. Daher gab es auch keine Neubauten im Bereich sozialer Wohnungsbau. Doch der Anstieg der Bevölkerungszahl ändert die Lage: „Erstmalig haben wir bei der Stadt wieder Anträge bekommen“, berichtet Martine Justus-Lohrmann, Leiterin der Abteilung Bauförderung und Wohnen bei der Stadt.
Aktuell gibt es 14 590 Wohneinheiten mit Sozialbindung in der Stadt. Mehr als drei Viertel davon sind Mietwohngen, doch es gibt auch Ein-Familienhäuser und geförderte Eigentumswohnungen. Doch der Bestand schrumpft, weil die Sozialbindung nur eine bestimmte Zeit hält. Im kommenden Jahr werden 705 Wohnungen aus der Sozialbindung herausfallen.
„Bisher haben wir noch genügend Wohnraum“, sagt Martina Justus-Lohrmann. „Aber es wird eng.“ Einen Mangel gebe es bereits jetzt vor allem bei Wohnungen für große Familien und Alleinstehende. Man müsse zudem perspektivisch denken, auch künftig müsse genügend Wohnraum für Menschen vorhanden sein, die wenig Geld haben.
„Die Nachfrage ist hoch“, bestätigt Nenja Lindner vom Wohnungsbauunternehmen GWG, besonders bei Menschen, die Hartz IV beziehen: „Wir können nicht alle bedienen, die vom Jobcenter kommen.“.
Gerlinde Roth-Lübbers vom Mieterbund Wuppertal und Umgebung bestätigt, dass die Lage für Wohnungssuchende schlechter wird: „So langsam kommt das Thema in Wuppertal an.“ Zwar sei Wohnraum noch vergleichsweise preiswert, doch gerade Wohnungen im unteren Preissegment hätten oft einen hohen Sanierungsbedarf, zudem stiegen allgemein die Nebenkosten.
Martina Justus-Lohrmann wertet es daher positiv, dass nach mehreren Jahren ohne Aktivitäten — „in 2014 und 2015 gab es keine Anträge“ — jetzt mehrere Projekte auf dem Weg seien. Dazu zählt zum Beispiel das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Zeughausstraße, das Thilo und Boris Küpper zu einem Wohnhaus mit Kita umbauen wollen. Auch mietbare Ein-Familienhäuser seien dabei, Studentenwohnheime und Angebote für Menschen mit Behinderungen, berichtet Martina Justus-Lohrmann. „Es hat deutlich angezogen“, fasst sie zusammen.
Zum Stillstand habe sicher beigetragen, dass die Anreize fehlten. Günstige Darlehen seien lange auch am Markt und dann ohne Preisbindung erhältlich gewesen. Jetzt aber gebe es darüber hinaus auch direkte Zuschüsse sowie zusätzliche Darlehen für den Einbau von Aufzügen, den Bau behindertengerechter Gebäude und für kleine Wohnungen mit weniger als 50 Quadratmeter.
Neuen sozialen Wohnungsbau hält auch Silke Kessel, Geschäftsführerin beim Vermieterverband Haus und Grund, für „sinnvoll und erforderlich“. Dabei habe Wuppertal lange einen Exotenstatus in diesem Bereich gehabt, weil frei finanzierte Wohnungen zum Teil günstiger gewesen seien als Sozialwohnungen. Doch jetzt ändere sich der Markt: Derzeit stiegen die Preise vor allem bei Wohnungen für Studenten und ältere Menschen.
Die neuen Regelungen richteten sich aber eher an größere Wohnungsbaugesellschaften und Investoren als an Privatvermieter. Denn der Aufwand für einen Antrag auf Förderung sei sehr hoch: „Das ist ein Bürokratie-Marathon.“ Das könnten eher große Unternehmen als ein Einzelvermieter leisten.