Arrenberg Neuer Schwung für die Arrenbergfarm
Arrenberg. · Das Projekt wird gefördert. Der technische Fortschritt ermöglicht Alternativen zum Gelände in der Steinbeck — vielleicht sogar in Gebäuden.
Eine urbane Farm — mitten in Wuppertal: Unter dem Titel „Arrenbergfarm“ sorgte die Idee vor einigen Jahren für Aufsehen. Eine mögliche Fläche hatten sich die Initiatoren um Jörg Heynkes schon ausgeguckt: die Brache rund um die Gleise in der Steinbeck. Und auch, wenn die jetzt möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stehen sollte, weil Stadt und Bahn andere Pläne haben: Die Vision der Stadtfarm lebe „und zwar stärker als bisher“, sagt Pascal Biesenbach vom Verein Aufbruch am Arrenberg. Unter anderem gab es kürzlich eine Förderzusage: Externe Experten arbeiten nun an einer Machbarkeitsstudie, einer „Blaupause“, wie Biesenbach es nennt.
Er koordiniert die Projekte rund ums Klimaquartier Arrenberg. Die Farm ist ein wichtiger Baustein. Visionen sind oft nicht greifbar, doch Biesenbach versucht, die Farm und das, was dahinter steckt, greifbar zu machen. Ziel sei es, einen Kreislauf zu schaffen, mit dem die Versorgung eines Stadtteils gelingt und zwar klimaneutral.
Pflanzen und Tiere sollen involviert, Insekten zum Beispiel als Futter für die Fische. Angedacht ist es auch, Sekundärrohstoffe zu verwenden, erklärt Biesenbach und bringt ein Beispiel. Bleiben beim Kochen einer Ratatouille die Stiele einer Paprika übrig, werden sie wieder in den Kreislauf eingebracht. Wie das im Kleinen funktioniert, demonstriert seit einigen Jahren die sogenannte „Farmbox“, die zunächst am Akzenta in der Steinbeck und mittlerweile am Bahnhof Mirke steht.
Die Farm sei aber noch mehr, betont Biesenbach. Die Anschlussfähigkeit an Einzelhandel- oder Wohnkonzepte gehört ebenfalls dazu. Auf „Gut für Wuppertal“, dem Online-Spendenportal, wirbt der Verein mit weiteren Ideen, die rund um die Farm realisiert werden könnten, wie einer Manufaktur, in der Produkte aus der Farm zu Pesto oder Räucherfisch veredelt werden sollen, oder einer Brauerei. Alles unter dem Stichwort Nachhaltigkeit.
„Klar im Konzept, flexibel in der Fläche“, betont Biesenbach. Denn, dass die Brache an der Viehhofstraße unter Umständen anderweitig verplant wird, sorge nicht dafür, „dass unsere Idee gestorben ist“, erklärt Jörg Heynkes. Im Gegenteil: Es gebe neuen Schwung. Unter Umständen lasse sich auch die Farm mit den Ideen der Stadt — Wohnen und Gewerbe — verbinden, wie Biesenbach erklärt. Auch Baudezernent Frank Meyer hatte das nicht ausgeschlossen. Zumal die Planung noch ganz am Anfang stehe.
Experten arbeiten jetzt
an einer Machbarkeitsstudie
Man sei aber auch gar nicht mehr festgelegt auf eine „herkömmliche“ Fläche, so Heynkes. Mittlerweile seien auch leerstehende Gebäude eine Option. Andere Städte hätten es vorgemacht, Urban Farming, also urbane Landwirtschaft, sei ein weltweiter Trend. Tokio, London und andere machten es vor. „Und Wuppertal könnte in Deutschland einer der Vorreiter sein.“
Heynkes erzählt von ehemaligen Bunkern, die so umgenutzt werden könnten, oder alten, ungenutzten Shopping-Malls. Von Etage zu Etage könnte man planen, sagt Biesenbach. Die Technik habe sich weiterentwickelt, erklärt er. Mittlerweile gebe es so gute Leuchtmittel, dass nicht mehr ausschließlich die klassischen Gewächshäuser benötigt werden. Der Haken, räumt Biesenbach ein, sind die hohen Stromkosten. Aber auch daran arbeite man, etwa über die Nutzung von Photovoltaik und ähnlichem.
Wie das alles umgesetzt werden kann, dafür sollen jetzt die Experten ein Konzept entwickeln. Zwei Jahre haben sie Zeit. Aufbruch am Arrenberg profitiert von einem Förderprogramm. Insgesamt flossen fünf Millionen Euro aus EU- und Bund-Mitteln ins Bergische Land. Der Verein aus Wuppertal erhält 490 000 Euro, die zum Großteil nun in die Machbarkeitsstudie und die Arbeit der Experten fließen.
Am Ende, da macht Biesenbach keinen Hehl draus, wird die Stadtfarm ein Millionenprojekt werden. Vor allem, da es darum gehe, Lebensmittel in relevanten Megen zu produzieren. „Dann werden wir auch auf Investorensuche gehen.“