Stadtteiltreff Die neue Musikapotheke macht die Nordstadt bunter

Nordstadt · In einem leeren Ladenlokal an der Marienstraße schufen Gunda Gottschalk und Ute Völker einen Kultur-Ort. Dieses Jahr soll es ein Festival geben - vorwiegend mit weiblichen Künstlern.

Gute Laune, auch ohne Rezept: Die Musikerinnen Ute Völker und Gunda Gottschalk hatten die Idee zur Musik-Apotheke.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Ein eher ungewöhnlicher Ort ist in der Nordstadt in den vergangenen Jahren zu einem offenen Raum der Kunst und Musik geworden. Eine leerstehende Apotheke an der Marienstraße bietet als „Musikapotheke“ in unregelmäßigen Abständen ein vielfältiges künstlerisches Programm.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Gunda Gottschalk und Ute Völker. Beide sind freischaffende Musikerinnen. Gunda Gottschalk ist Violinistin, Ute Völker spielt Akkordeon. Beide musizieren schon seit vielen Jahren gemeinsam, unter anderem im Quintett Partita Radicale. Bereits seit fünf Jahren stellen die beiden „Musikapothekerinnen“ die Räume der ehemaligen Eichen Apotheke Wuppertaler Künstlern zur Verfügung. Gottschalk ist Eigentümerin der Apotheke, sie und Völker wohnen zudem beide in dem denkmalgeschützten Haus in der Marienstraße. Bis dahin hatten sie den leerstehenden Raum meist nur für eigene Proben genutzt.

„Die Idee war dann, die Räume der Apotheke nicht nur für uns privat zu nutzen, sondern auch die Menschen im Viertel einzubinden“, sagt Ute Völker. „Wir sind aber keine professionellen Veranstalter, wir suchen nicht aktiv nach Menschen, die bei uns auftreten wollen und dann Geld dafür bezahlen.“ Vielmehr werden sie von befreundeten Künstlern angesprochen, die den Raum nutzen wollen, oder hängen auch mal einen Zettel ins Schaufenster. Geld nehmen sie für die Nutzung der Räume nicht. Und man muss kein erfolgreicher Künstler sein, um die Musikapotheke nutzen zu können, „Die Leute sollen sich hier ausprobieren können“, sagt Gunda Gottschalk.

Am 11. Mai steht an der Marienstraße eine Ausstellungseröffnung an

Zuletzt traten die Videokünstler Ilona Hellmiß und Uwe Wiesemann mit ihrer verdrehten Welt der Installation „Wo ist oben?“ im Januar in der Musikapotheke auf. Neben weiteren spontanen Aktionen musikalischer Art, die noch im Laufe des Winters und Frühlings stattfinden sollen, wird es am 11. Mai eine Ausstellungseröffnung von Michaela Kuhlendahl in der Musikapotheke geben. Die Ausstellung wird den Titel „make a mistake perfect“ tragen und zeigt neben Zeichnungen auch eine Video- und Lichtinstallation. Auch eine Künstlerin aus Lateinamerika soll in diesem Jahr noch in die Musikapotheke kommen. „Das ist dann so eine Aktion, wo wir natürlich auch ein bisschen Geld investieren müssen“, sagt Gunda Gottschalk. Ansonsten stehe die Musikapotheke für die nonkommerzielle Kulturszene der Stadt.

Zudem haben Ute Völker und Gunda Gottschalk für dieses Jahr ein Festival nur mit Frauen geplant. „Das ist bitter nötig, da die Kunstszene immer noch größtenteils eine Männerdomäne ist“, sagt Gunda Gottschalk. Bei der „Edition 1: Musik“ des geplanten Festivals mit dem Titel „Future Now“ sollen vorwiegend oder ausschließlich Frauen in den Bereichen Hip-Hop, DJ-ing, neue Musik und improvisierte Musik auftreten. Gunda Gottschalk verspricht ein „interessantes und inspirierendes Crossover mit kontroversen Diskursen“. Das Festival soll an mehreren Standorten in der Stadt stattfinden, im Vorfeld soll die Musikapotheke als Diskussionsforum dienen.

Was die Resonanz der Nachbarn in der Nordstadt angeht, so wünscht sich Gunda Gottschalk noch etwas mehr Akzeptanz. „Die Hemmschwelle, einen mit Kunst definierten Raum einfach zu betreten, ist teilweise immer noch vorhanden“, sagt sie. Nur im Rahmen der WOGA (Wuppertaler offene Galerien und Ateliers), wo Künstler und Galerien ihre Türen für interessierte Bürger öffnen, sei das anders. An der Aktion habe sich die Musikapotheke in den vergangenen Jahren beteiligt, auch für dieses Jahr ist eine Teilnahme geplant. Die Musikapotheke ist für Gunda Gottschalk auch ein Symbol für die strukturellen Veränderungen in der Nordstadt: „Kleine, ehemalige Ladenlokale stehen zunehmend leer. Aber durch Kunst bekommt das Viertel ein neues Gesicht.“