Verkehrswende Noch weniger Parkplätze auf dem Ölberg
Wuppertal · Die Stadt geht jetzt aus Sicherheitsgründen gegen das Parken vor den Bäumen an der Charlottenstraße vor.
Für Autofahrer auf dem Ölberg wird es zunehmend schwierig, Parkplätze zu finden. Jetzt fallen wieder rund zehn Plätze weg – die aber eigentlich keine waren. Die Stadt hat auf WZ-Nachfrage bestätigt, dass das Parken auf den Flächen vor den Bäumen an der Charlottenstraße, die wie kurze Parkplätze genutzt wurden, nicht mehr toleriert wird.
„Das ist lange Zeit geduldet worden“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Nach Befürchtungen der Feuerwehr, durch weit in die Fahrbahn ragende Autos behindert zu werden, wird das Ordnungsamt das Parken auf diesen Plätzen jetzt „sanktionieren“ – sprich: Knöllchen verteilen, wenn nicht sogar abschleppen lassen.
Zuvor hatte das Ordnungsamt dort über mehrere Wochen so etwas wie Warnhinweise an Autos auf diesen Plätzen verteilt. Man habe die Menschen informieren wollen, so Schmidt-Keßler. Es sollte nicht von einem Tag auf den anderen mit Knöllchen gearbeitet werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Falschparker auf dem Ölberg Probleme bereiten – immer wieder bleiben Busse wegen schlecht abgestellter oder falsch geparkter Fahrzeuge stehen. 2018 gab es etwa 70 Fälle.
Was im Sinne der Sicherheit richtig und ohne Alternative ist, erhöht gleichzeitig den Parkdruck im Viertel weiter. Gerade abends kann die Parkplatzsuche frustrierend lange dauern, weil viel mehr Autos vorhanden sind als freie Parkflächen. So stehen immer wieder Autos, wo sie nicht stehen dürfen: etwa im Parkverbot, an Kurven oder gar vor Einfahrten.
„Mobiler Ölberg“ schlägt Fahrradbügel vor den Bäumen vor
An der Charlottenstraße ist es eine Frage der Sicherheit. An anderen Stellen ist der Verzicht auf Parkplätze eine bewusste Entscheidung: Im September hat die Mobilstation am Schusterplatz sechs Parkplätze ersetzt. Dort befinden sich jetzt ein Fahrradparkhaus, ein Car-Sharing-Platz, Taxiplätze und Fahrradbügel. Das Projekt soll die Verkehrswende voranbringen, wurde gefördert und gelobt.
Angestoßen hatte das die Initiative Mobiler Ölberg, die sich nach dem Wegfall von Parkplätzen an der Gertrudenstraße zugunsten einer Freigabe für den gegenläufigen Radverkehr gegründet hatte – mit dem Ziel die Verkehrswende im Quartier zu beschleunigen. Weniger Parkplätze, weniger Autos, mehr Carsharing, ÖPNV und Radverkehr – so könnte man die Zielsetzung zusammenfassen.
Mitinitiator Thomas Weyland kann die Entscheidung, das Parken an den Bäumen an der Charlottenstraße unter Strafe zu stellen, nur begrüßen. Das habe die Initiative auch im Programm gehabt, weil man Probleme für die Feuerwehr befürchtete. „Wir schlagen vor, auf den Plätzen Radbügel aufzustellen“, sagt er. So würden die Flächen sicher versperrt – und Platz für Radfahrer geschaffen.
Die Anliegen der Gruppe werden vielfach positiv aufgenommen, die Facebook-Gruppe Mobiler Ölberg hat beinahe 250 Mitglieder. Aber es gibt auch andere Stimmen. Annette Hager, Ölbergerin und freie Journalistin, kritisiert die Zunahme des Parkdrucks ohne Abhilfe. Nicht im Falle der Charlottenstraße – Sicherheit geht vor – aber generell gehe es ihr zu schnell und werde zu einseitig diskutiert.
„Viele werden nicht mitgedacht“, kritisiert sie. Ihr gehe es um Menschen, die aufs Auto angewiesen sind – Menschen mit Einschränkungen, Menschen aus dem Altersheim, Menschen, die Leute im Altersheim besuchen oder Ältere pflegen. Für die sei es nicht tragbar, abends lange einen Parkplatz zu suchen. Sie kenne eine Familie, die weggezogen sei – weil etwa die weiten Wege zwischen Parkplatz und Wohnung mit kleinen Kindern und Einkäufen nicht machbar gewesen seien.
Hager fährt selbst mehr Fahrrad mittlerweile – da habe auch ein Umdenken eingesetzt. Aber es gebe eben Situationen, da sei sie aufs Auto angewiesen: „Ich denke schon darüber nach, ob ich abends einen Auftrag annehmen kann oder ob es sich wegen der langen Parkplatzsuche am Ende nicht lohnt“, sagt sie.
Ärgerlich sei es gewesen, als sie kürzlich, als ihr Sohn mit Krücken laufen musste, fahren und dann wieder einen Parkplatz suchen musste. „Er konnte ja so nicht selbst den Berg hochgehen.“ Sie selbst fahre für einen Parkplatz teilweise bis zur Hansastraße, so aussichtslos sei es am Ölberg.
Sie räumt ein, dass es kaum Alternativen dazu gebe, den Druck zu erhöhen, wenn man Autos im Quartier reduzieren wolle. Aber wenn man Plätze streiche, müssten wenigstens Busse bis in die Nacht fahren, findet sie. Und man müsste eben auch an die denken, die das Auto dringend brauchen. Verkehrswende ja, aber differenzierter.