Nützenberg: Wie die Kettensäge Bäume stärkt

Im Wald auf dem Nützenberg wird derzeit durchgegriffen. Viele Bäume fallen, damit die übrigen eine Zukunft haben.

Nützenberg. Wenn Christian Buschmann die Sprühdose zückt, ist das Todesurteil für den Baum gesprochen. Der Förster hinterlässt einen dicken, roten Punkt auf der Rinde, später kommen dann seine Kollegen mit der Kettensäge. Das Wäldchen auf dem Nützenberg, nahe der Kaiserhöhe, hat Buschmann dieser Tage regelrecht übersät mit Punkten. „Es wird kurz, aber heftig“, hatte Forstabteilungsleiter Albert Vosteen angekündigt — und nicht untertrieben. 1500 Festmeter Holz werden binnen weniger Wochen aus dem kleinen Laubwald geholt. Das sind 50 randvolle Lkw.

„Hier wurde seit mindestens 15 Jahren nicht mehr richtig durchgeforstet“, erklärt Buschmann. Manche Anlieger am Waldrand versichern sogar, dass 30 Jahre lang nichts passiert sei. Zuletzt lag das Gebiet nämlich in der Zuständigkeit der städtischen Gärtner — doch die sind für die Waldarbeit schlecht gerüstet — und wissen nicht, worauf es ankommt.

„Die Labilen entfernen, die Stabilen erhalten“, auf diese einfache Formel bringt es Buschmann. Dabei steckt noch mehr dahinter. Große Teile des Bestandes sind Amerikanische Roteichen, die nach dem Krieg im Rahmen des Marshall-Planes gepflanzt wurden. Frierende Wuppertaler hatten den Wald verheizt, es galt, ihn rasch wieder aufzuforsten. Doch die Amerikanische Rotbuche fügt sich nicht nahtlos ins heimische Ökosystem ein, nun wird sie also nach und nach zurückgedrängt. Ein Förster denkt dabei langfristig: „Das dauert mindestens 100 Jahre“, schätzt Buschmann.

Mehr Platz gibt es bald also für Ahorn und Deutsche Eiche. Vor allem letztere braucht viel Licht. Bekommt sie das nicht, bleiben die Wurzeln schwach. „Ein kräftiger Sturm kann schnell mal 70 Prozent des Bestandes flach legen“, sagt Buschmann. Das ist zwar ökologisch unbedenklich — für einen Wald inmitten der Stadt aber eine Katastrophe. Zu viele Anlieger brauchen die Bäume als Schutz vor dem Autobahnlärm, zu viele Spaziergänger und Jogger kommen eigens für das gesunde Grün. Damit sie das auch dauerhaft vorfinden, geht die Arbeit bald weiter — nach Försterzeitrechnung: in etwa fünf Jahren.