Helfer in Solingen Obdachlose: Im Winter wächst der Hilfebedarf
Solingen · Organisationen in Solingen reagieren mit neuen und bewährten Angeboten auf steigende Nachfrage.
Noch blieben die Temperaturen im Oktober bislang im zweistelligen Bereich, doch stellen sich Hilfsorganisationen in Solingen angesichts der Wirtschaftskrise infolge des Krieges in der Ukraine gerade mit Blick auf Bedürftige und Obdachlose im Winter auf wachsenden Hilfebedarf ein. „Wir hatten letztes Jahr schon ordentlichen Zuwachs zu verzeichnen. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr noch einmal steigen wird“, sagt Christian Görlich, Leiter der Solinger Dienststelle bei den Maltesern Solingen und Remscheid, die auch in diesem Jahr wieder federführend den Kältebus organisieren. Das Team treffe gemeinsam mit weiteren Unterstützern für den Einsatz ab dem 15. November bereits die ersten Vorbereitungen.
Wie in den Vorjahren werde der Kältebus mittwochs, freitags und sonntags in den frühen Abendstunden in der Innenstadt präsent sein, um dort Lebensmittel, Kleidung und heiße Getränke an Bedürftige zu verteilen – unabhängig von der Temperatur. Der Zuschuss für den Kältebus sei erhöht worden, heißt es aus der Pressestelle der Stadt.
„Wegen Bauarbeiten werden wir wohl nicht wie sonst an den Clemens-Galerien stehen, der genaue Standort wird aber noch bekanntgegeben“, kündigt Görlich an. Neben finanziellen Spenden seien die Malteser auch für Sachspenden in Form von Lebensmitteln und Kleidung dankbar. Darüber hinaus suche das Team Ehrenamtliche, die sich bei der Solinger Dienststelle unter Tel. 20 63 90 melden können. Auch die Evangelische Kirchengemeinde Ohligs macht sich Gedanken, wie Hilfsbedürftige in den Wintermonaten besser unterstützt werden können, berichtet Susanne Birkhahn-Stöcker, Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes: „Wir werden ab dem 1. November an vier Tagen in der Woche unser Gemeindecafé als Wintercafé eröffnen.“ Dies sei ein offenes Angebot, bei dem sich „alle eingeladen fühlen sollen“, betont Birkhahn-Stöcker. Die Besucher können sich dort dann bei Kaffee und Kuchen kostenlos aufwärmen – ein Stigma der Bedürftigkeit wollen die Verantwortlichen bewusst vermeiden. „Wir sprechen hier nicht notwendigerweise von Obdachlosen. Bedürftig kann auch die vierköpfige Familie sein, die Schwierigkeiten hat, über die Runden zu kommen.“
Die Katholische Pfarrgemeinde St. Sebastian, die Awo, die Stadt-Sparkasse Solingen sowie der Solinger Gastronom Gerd König, der in Ohligs das „Esszimmer“ betreibt, sind bei der Organisation ebenfalls mit im Boot. Auch hier sei Unterstützung willkommen: „Wir suchen Menschen, die ein offenes Ohr für die Probleme der Besucher haben, vielleicht mal beim Ausfüllen eines Antrags helfen oder einen Kuchen für das Café backen möchten“, so Birkhahn-Stöcker. Die Möglichkeiten für ein Engagement seien vielfältig.
Bahnhofsmission in Solingen sieht Herausforderungen für Reisende
Besonders ersichtlich wird die Notlage vieler Menschen immer wieder im Bereich des Hauptbahnhofs, wo sich auch in Solingen gelegentlich Obdachlose tummeln. Generell mache die Stadt jedem ein Wohnungsangebot, der dies möchte, betont Rathaussprecherin Sabine Rische auf Nachfrage. „Niemand muss auf der Straße leben. Die Stadt hält für jede obdachlose Person grundsätzlich eine Unterkunft bereit. Aber nicht alle Betroffenen nehmen ein solches Angebot auch an.“
Bei der Bahnhofsmission stellt man sich derweil auf „wachsende Herausforderungen“ für den Winter ein, erklärt Susanne Bossy, Sprecherin des Caritasverbandes Wuppertal/Solingen, der die Bahnhofsmission in Kooperation mit dem Diakonischen Werk des evangelischen Kirchenkreises Solingen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden betreibt. „Nicht nur die Wohnsituationen unserer regelmäßigen Besucherinnen und Besucher ist oft prekär, auch die Reisenden und Bahnnutzenden werden sich womöglich warm anziehen müssen“, so Bossy. „Daraus könnten sich Herausforderungen für die Versorgung sowohl mit Alltagsgütern als auch unmittelbar am Bahnhof Solingen ergeben.“ Seit mehr als zehn Jahren kümmert sich die Bahnhofsmission um Hilfsbedürftige am Hauptbahnhof und ist auch Anlaufstelle für ukrainische Geflüchtete. An diese seien gerade im September verstärkt Hilfsgüter ausgegeben worden.