Offen Gesagt Wuppertal: Zu Ende denken

Wuppertal · Das Thema ist immer noch nicht vom Tisch. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit bringen interessierte Kreise es wieder auf die Tagesordnung. Als zuletzt die Bergische Expo am Döppersberg eröffnet worden ist, waren es ein paar ungezogene Krakeeler.

WZ-Chefredakteur Lothar Leuschen.

Foto: Lothar Leuschen/Anna Schwartz

In der Sitzung des Stadtrates am vergangenen Dienstag hat sich die Fraktionen der Linken in der Rolle gefallen. Womöglich ausgerechnet von den ganz Rechten unterstützt, ist es ihr gelungen, eine „aktuelle halbe Stunde“ zu beantragen, um noch einmal die Debatte darüber durchzukauen, warum ein ausgewiesener und polizeibekannter Gegner des demokratischen Gesellschaftssystems nicht für eben jene Gesellschaft Frieden stiften kann zwischen Anwohnern und Besuchern des Wuppertaler Luisenviertels. Warum das überhaupt noch hinterfragt wird, ist schon verwunderlich. Wahrscheinlich reicht das Urteilsvermögen der Linken-Fraktionsspitze schon nicht mehr aus, sich den Gewissenskonflikt vorzustellen, in dem ein dem autonomen Zentrum sehr nahestehender Nachtbürgermeister ausgesetzt ist, wenn seine Kumpels aus dem AZ die Innenstadt mal wieder unsicher machen. Es hat noch nie genutzt, den Bock für Gärtnerarbeiten heranzuziehen. Wahrscheinlich ist es vergebene Liebesmüh‘, manchen Vertretern der Linksfraktion das zu erklären.

Die ergehen sich ohnehin viel lieber darin, jenen eine Kampagne vorzuwerfen, die das einzig Sinnvolle und Richtige taten, ganz abgesehen davon, dass Journalisten über so eine peinliche Posse zu berichten haben. Auch wenn den Linken im Rat das nicht gefällt. Es ist dem Elberfelder Bezirksbürgermeister Thomas Kring zu verdanken, dass die demokratischen Kräfte in dieser Stadt sich dagegen gewehrt haben, von den Autonomen wieder einmal vorgeführt zu werden. Dass der für die Suche nach dem Nachtbürgermeister zuständige Sozialdezernent Stefan Kühn und der mit dem Einstellungsverfahren betraute Internationale Bund die Reißleine gezogen haben – nachdem sie das Führungszeugnis des schon eingestellten Kandidaten endlich gelesen hatten – war richtig.

Es ist nicht übertrieben, erleichtert darüber zu sein, dass es noch Leute in dieser Stadt gibt, die sich von einer kleinen, aufsässigen Minderheit nicht alles gefallen lassen wollen, um dem Autonomen Zentrum gleichzeitig seit Jahrzehnten die Miete zu bezahlen. Warum eigentlich? Was spricht dafür, linksextremen Jugendlichen und ihren in die Jahre gekommenen Lehrmeistern den Hof zu machen? Hoffentlich niemand käme doch je auf die Idee, rechtsextremen Jugendlichen und deren unbelehrbaren Altnazis eine ähnliche Unterstützung angedeihen zu lassen.

Also ist es doch an der Zeit, das Thema Nachtbürgermeister zu Ende zu denken. Dafür gewählte Politiker haben mehrheitlich beschlossen, dass so eine Funktion in Elberfeld geschaffen und besetzt werden soll. Deshalb ist es nach dem peinlich gescheiterten Verfahren nun angezeigt, die neue Suche nach den Regeln des Personalbeschaffungs-Handwerks erfolgreich abzuschließen. Es wird doch wohl möglich sein, für diese Aufgabe jemanden zu finden, der nicht vorbestraft ist.

Und wo Wuppertal dann schon beim Zu-Ende-Denken wäre, müsste endlich auch einmal das letzte Kapitel in der Geschichte dieses Autonomen Zentrums geschrieben werden – egal ob an der Markomannenstraße oder sonst wo. Das hat womöglich zerstochene Autoreifen, Schmierereien an Hauswänden, eingeschlagene Scheiben zur Folge. Es gab und gibt für die Stadtgesellschaft dennoch keinen Grund, eine Gruppierung zu hofieren, die diese demokratische Gesellschaft sowie deren Institutionen offen ablehnt und regelmäßig bekämpft.