Verwaltung Online-Zulassung macht Wuppertaler Straßenverkehrsamt mehr Arbeit
Wuppertal · Im Straßenverkehrsamt sorgt die Digitalisierung nicht für die erhoffte Entlastung.
Im Wuppertaler Straßenverkehrsamt ist auch nach fünf zusätzlichen Samstagsterminen beim Terminvorlauf keine Besserung eingetreten. Die Mitarbeiter haben fast 1000 Termine zusätzlich abgearbeitet, trotzdem liegt die Wartezeit weiterhin bei 27 bis 30 Werktage auf der Führerscheinstelle - also einem Vorlauf von etwa sechs Wochen. Bei der Zulassungsstelle ist die Situation weiterhin weit weniger dramatisch. Obwohl dort mittlerweile auch mit bis zu sieben Werktagen Vorlauf gerechnet werden muss.
Die Politik hatte auf eine Arbeitserleichterung durch die neue Online-Zulassung i-KFZ gehofft, mit der Antragsteller ab Herbst von zu Hause aus ihr Auto an- oder abmelden können. Für Bürger, die einen Personalausweis mit Online-Funktion haben, wird mit dieser Neuerung sicherlich eine Zeitersparnis verbunden sein - nicht aber für die Behörde. Axel Heinemann, Stadtbetriebsleiter beim Straßenverkehrsamt, erklärte: „Die Online-Zulassung wird uns am Ende mehr Arbeit machen.“ Anstatt alles mit dem Antragsteller vor Ort in einem Abwasch zu erledigen, müsse das Amt demnächst drei Briefe mit Aufklebern und Bestätigungen an die Bürger verschicken. „Wir müssen dafür jeden Fall drei Mal anpacken. Das ist nicht bis zum Ende durchdacht“, sagt Heinemann.
Dabei hat das Straßenverkehrsamt schon jetzt bekanntermaßen alle Hände voll zu tun. Am Montag stellte die Stadt an der Müngstenerstraße noch einmal die Zahlen vor, die zu dem Anstieg der Mehrarbeit geführt haben. So bearbeiteten die derzeit 44 Mitarbeiter 2018 mehr als 109 000 Vorgänge. Für 2019 wird eine Zahl von mehr als 112 000 Vorgängen prognostiziert. Dahinter steckt beispielsweise ein Anstieg bei den Zulassungen um 6,2 Prozent. Besonders auffällig ist auch der Anstieg der Stilllegungen von Autos, deren TÜV-Plakette abgelaufen ist - hier stieg die Fallzahl innerhalb eines Jahres um 122 Prozent.
Es kommt immer wieder zu
verbalen Angriffen im Amt
Besonders kritisch ist der Anstieg des Arbeitsaufwands bei der Führerscheinstelle von rund 15 300 auf geschätzte 16 400 Vorgänge. Entfielen 2018 noch 3100 Vorgänge jährlich auf einen Mitarbeiter, werden es in diesem Jahr prognostizierte 3325 sein. Hinzu kommt der Personalnotstand. Eine von fünf Stellen in diesem Bereich ist seit Januar unbesetzt und wurde jetzt erst extern besetzt. Und eine zweite Stelle wird ab September unbesetzt sein, bis eine interne Ausschreibung von Erfolg gekrönt ist.
Das Problem im Straßenverkehrsamt ist laut Stadtdirektor Johannes Slawig nicht hausgemacht. So seien die Stellen in der Führerscheinstelle beispielsweise nie gekürzt worden. Wuppertal sei mit diesem Problem nicht allein. Slawig sagt: „Ich weiß, dass andere Städte wie beispielsweise Düsseldorf ähnliche Probleme haben wie wir.“
Die Stimmung an der Anmeldetheke droht angesichts der angespannten Situation oftmals zu kippen. Martina Grave, Abteilungsleiterin beim Straßenverkehrsamt, berichtet: „Es gibt immer wieder verbale Angriffe. Wir könnten gefühlt täglich einen Strafantrag stellen.“ Äußerst selten komme es auch schon mal vor, dass die Polizei zur Hilfe gerufen werden muss, weil ein Antragsteller vor Ort komplett ausrastet.
Erst am Montag gab es erneut wieder viel Frust beim Amt. Der Grund: Vier Mitarbeiter meldeten sich gleichzeitig krank. Dadurch konnte kein einziger Tagestermin angeboten werden.