Dr. Kummrows Zoogeschichten Orang-Utan Cheemo unter dem Messer

Zoo—Tierärztin Dr. Maya Kummrow erzählt von der Behandlung eines Tumors.

Foto: Zoo/B. Scheer

Wuppertal. Cheemo hatte ein Bäuchlein — und das sei einer älteren Orang-Utan auch gegönnt. Aber als ihre Regelblutungen unregelmäßig und heftig wurden, machten wir uns Sorgen. Eine Abklärung mit Ultraschall ergab, dass das Bäuchlein durch eine Masse im Bauchraum verursacht wurde.

Für solch große Eingriffe an Menschenaffen wenden wir uns gerne an unsere Kollegen aus der Humanmedizin. Einerseits sind uns Menschenaffen anatomisch so ähnlich, dass die Humanchirurgen mit ihren Fertigkeiten besser gerüstet sind. Andererseits sind Menschenaffen eben keine Menschen und wir müssen einen Weg finden, Veterinär- und Humanmedizin zu ergänzen.

So haben wir zwar einen sehr erfahrenen Chirurgen hinzugezogen, aber weil einem menschlichen Patienten klar gemacht werden kann, dass er die Wunde in Ruhe abheilen lassen soll, ist das beim Orang nicht möglich. Der Wundverschluss muss so gestaltet werden, dass der Orang nicht mal auf die Idee kommt, die störenden Fäden selber frühzeitig zu entfernen.

Ein Narkosearzt lässt seine Patienten gegen den Schluss des Eingriffes auch schon weniger tief schlafen, damit sie möglichst bald wieder wach sind nach der OP. Dies ist beim Menschenaffen keine gute Idee: Einen Orang müssen wir noch in tiefer Narkose von den Geräten abkoppeln und ins Gehege bringen — und das braucht viel Fingerspitzengefühl für eine sichere Narkosetiefe. Der Mensch würde der Krankenschwester nach dem Eingriff mitteilen, ob er Schmerzen hat. Bei unserem Patienten waren wir auf die Pfleger angewiesen, Cheemos Verhalten zu lesen und Schmerzmittel nach Bedarf zu verabreichen. Die Zusammenarbeit hat jedoch prima geklappt — Cheemo ist den Tumor los und um 1,6 Kilogramm schlanker.