Podiumsdiskussion: Die SPD, die Arbeitswelt und der Wahlkampf

Bei einer Podiumsdiskussion in der Färberei sprach Ex-SPD-Generalsekretär Hubertus Heil über soziale Gerechtigkeit.

Oberbarmen. Philipp ist ein gut ausgebildeter Ingenieur. Sein Studium hat er im Rekordtempo mit Spitzennoten absolviert. Einige Jahre hat er erst als Praktikant, später als Mitarbeiter, bei der Firma Bosch in China gearbeitet. Mit 29 Jahren kehrt Philipp nach Deutschland zurück, weil er mit seiner Freundin eine Familie gründen möchte. Auf seiner Homepage im Internet stellt er sich als arbeitssuchend den deutschen Unternehmen vor: „Ihr wollt mich haben, dann bitte hier klicken und bewerben.“

„Philipp gibt es nicht, aber es wird ihn geben. Der Arbeitsmarkt wandelt sich“, sagte Hubertus Heil, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und ehemaliger Generalsekretär der Partei, am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in der Färberei. Ob Mindestlohn, Bildung oder demografischer Wandel: Der Wahlkampf hat begonnen — und entsprechend kämpferisch fiel auch die Veranstaltung am Stennert aus.

Beim zahlreich erschienenen Publikum trafen die Redner — neben Heil saßen sein Parteifreund Manfred Zöllmer, Torsten Lankau von der IG Metall und Kreishandwerksmeister Arnd Krüger auf dem Podium — einen zentralen Nerv und ernteten Kopfschütteln auf der einen, Zustimmung auf der anderen Seite.

Vor allem dann, wenn es um einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro ging, den die SPD fordert. „Da ist doch was schief gelaufen. Wie kann der Umfang an Kosten immer größer werden, das Gehalt aber gleich bleiben. Wir reden hier immerhin von Brutto-Beträgen. Da sind auch 8,50 Euro nicht viel“, so ein kritischer Besucher.

Applaus erntet Hubertus Heil, wenn es um das erst kürzlich verabschiedete Gesetz zum Betreuungsgeld geht: „Die 1,3 Milliarden Euro hätte man besser in die staatlich geförderte Kinderbetreuung gesteckt. So hält man Frauen erst recht vom Arbeitsmarkt fern.“ Erwerbstätige Frauen, eine gut ausgebildete Jugend und Integration, die bereits im Kindergarten beginnt — darin sehe Bundestagsmitglied Hubertus Heil Deutschlands Potenziale. Und während er unter anderem Max Frisch und andere große Namen zitiert, fordert er Investitionen in Bildung, in die Infrastruktur, in Qualität und zuletzt das Prinzip des gleichen Lohns für gleichwertige Arbeit im Leiharbeitssektor. Mal schauen, was nach der Wahl von all dem übrigbleibt.