Poststreik: Die Zustellung hängt vom Zufall ab

Wie im Stadtgebiet Sendungen ausgeliefert werden, ist von Bezirk zu Bezirk verschieden.

Foto: A. Fischer

Wuppertal. Post am Sonntag. Immerhin erfreulich, dass sie endlich eintrudelte, die Sendung, auf die Thomas Ziehl so lange gewartet hatte. Der DHL-Kunde wurde am Ölberg beliefert — nur wenige Straßen weiter aber passierte nichts. Und so mancher Wuppertaler fragt sich, nach welchem System in Streikzeiten Sendungen ausgeliefert werden. „Das kommt auf den jeweiligen Zustellbezirk an“, sagt Post-Sprecher Achim Gahr. Darauf, ob und wie viele Mitarbeiter im Streik seien und wie viele Aushilfskräfte für das betreffende Gebiet gefunden werden müssten.

So könne es durchaus sein, dass je nach Verlauf der Zustellgrenzen eine Straßenseite beliefert werde, die andere aber nicht. „Natürlich ist es unser Ziel, in allen Bezirken zuzustellen“, sagt Gahr. „Jeder, der irgendwie kann, ist auf der Straße.“ Allein am Sonntag seien bundesweit rund 11 000 freiwillige Helfer unterwegs gewesen.

Nach einem Ende des Streiks sieht es indes nicht aus. Gewerkschaften und Post fordern sich gegenseitig dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „So lange sich der Arbeitgeber nicht bewegt, streiken wir weiter“, sagt Christina Dahlhaus, stellvertretende Bundesvorsitzende der DPVKOM, Die Gewerkschaft für Beschäftigte der Post, Postbank, Telekom und von Call-Centern hatte gestern Vormittag zur Kundgebung in Elberfeld aufgerufen. Etwa 300 Teilnehmer aus ganz NRW seien der Einladung gefolgt und vom Kleeblatt über die Bahnhofstraße zur Stadthalle gezogen.

Die Streikenden fordern unter anderem 5,5 Prozent mehr Lohn, mehr Mitsprache und wollen eine Entlastung, insbesondere der älteren ihrer Zusteller. Die hätten pro Tag bis zu 1500 Haushalte zu beliefern und klagten über Arbeitsverdichtung.

Gestritten wird vor allem um die neuen 49 Regionalgesellschaften der Post, in denen mit 13 Euro pro Stunde niedrigere Löhne als im Haustarif der Post (rund 17 Euro) gezahlt werden. „Aber viel mehr als bei den Mitbewerbern, wo es oft nur den gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro gibt“, sagt Post-Sprecher Achim Gahr.

Die Wuppertaler müssen sich wohl noch gedulden. Im Fall versäumter Fristen, etwa bei der Steuer oder bei Bewerbungen haftet die Post mit Verweis auf höhere Gewalt nicht. Und es werde ja auch alles ausgeliefert, sagt Achim Gahr: „Wir werfen nichts weg.“