„Projekt mit Strahlkraft“
Die WZ stellt ab sofort zu aktuellen Themen kurze Statements der Landtagskandidaten vor. Zum Start geht es um das geplante Pina Bausch Zentrum.
Es soll ein Leuchtturm werden, ein neuer Strahlpunkt, der Wuppertal über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen, ja über die Grenzen Deutschlands hinaus Bedeutung verleiht: das Pina Bausch Zentrum, das im ehemaligen Schauspielhaus entstehen soll. Nachdem die Gelder für den Bau zugesagt sind, arbeiten Stadt und Politik daran, auch die Finanzierung des Betriebs zu sichern.
Das Zentrum soll aus vier Bereichen - sogenannten Säulen - bestehen. Es soll erstens Zuhause und Spielstätte des Tanztheaters Pina Bausch sein, zweitens anderen bedeutenden Kompanien ermöglichen, hier ihre Produktionen zu erarbeiten oder hier zu gastieren.
Dritte Säule ist die Arbeit der Pina Bausch Foundation (Pina Bausch Stiftung), die den Nachlass der Choreografin sowohl der breiten Öffentlichkeit als auch anderen Künstlern zugänglich macht, die sich damit neu auseinandersetzen.
Der vierte Bereich, das „Forum Wupperbogen“, soll neue kreative Formen der Teilhabe entwickeln. Gedacht ist zum Beispiel an künstlerische Aktionen, bei denen Bürger Straßen und Plätze der Stadt neu sehen und benutzen. Dazu sollen Künstler eingeladen werden, die auf solche Projekte spezialisiert sind.
Im Pina Bausch Zentrum sollen Teilnehmer und Zuschauer diese Aktionen diskutieren, es soll hier aber auch weitere künstlerische Aktivitäten wie Poetry Slams oder andere Vorstellungen geben. Und nicht zuletzt sollen Kongresse mit Schulen, der Uni oder dem Wuppertal Institut eine Plattform bieten, sich über solche Teilhabe-Verfahren auszutauschen. So lautet das Konzept für das Zentrum, das Stefan Hilterhaus, künstlerischer Leiter des Tanzzentrums Pact Zollverein in Essen, erarbeitet hat. Dabei entwickle es sich weiter, betont Kulturdezernent Matthias Nocke. Das Prinzip laute: „Work in Progress“.
Die bisherige Entwicklung hat aber bereits Zustimmung gefunden und sowohl das Land als auch der Bund haben zugesagt, die Einrichtung des Zentrums zu fördern. Auf rund 58,4 Millionen Euro werden die Kosten geschätzt. Der Bund will mit 29,2 Millionen die Hälfte davon übernehmen, die andere Hälfte sollen Stadt, Land und möglicherweise weitere Unterstützer tragen. Der Platz im Schauspielhaus reicht nicht für diese Pläne, daher soll ein zusätzlicher Bau mit 6000 Quadratmetern Nutzfläche auf dem Parkplatz entstehen. Wie genau er aussehen soll, soll ein Architektenwettbewerb ergeben.
Die grundsätzliche Bereitschaft, das Pina Bausch Zentrum einrichten zu wollen, hat der Rat mit einem Grundsatzbeschluss im Dezember 2015 erklärt. Seither arbeitet das Gebäudemanagement an Vorplanungen.
Was nun folgen muss, ist ein Durchführungsbeschluss. Der Rat wollte ihn ursprünglich im Frühjahr 2017 fassen, aber vorher muss auch der Betrieb des Zentrums finanziert sein. Welche Kosten zu erwarten sind, berechnet derzeit die Unternehmensberatung Actori. Dem Vernehmen nach wird mit rund neun Millionen im Jahr gerechnet. „Es ist völlig klar, dass die Stadt die Betriebskosten nicht allein stemmen kann“, betont Stadtkämmerer Johannes Slawig. Deshalb laufen derzeit Gespräche mit dem Land und dem Bund. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, versichert Kulturdezernent Matthias Nocke.
Wie er ist auch Slawig zuversichtlich, dass das Land einen Beitrag leisten wird, schließlich gehöre Pina Bausch mit Josef Beuys zu den größten Künstlern des Landes. Beim Bund sei es schwieriger, denn der wolle nur selten Kultur dauerhaft finanzieren. Das Tanztheater sei aber „Nationales Kulturerbe“, argumentiert Slawig. Vor den anstehenden Wahlen in Bund und Land sei aber nicht mit Entscheidungen zu rechnen, sagen beide. Daher steht der Durchführungsbeschluss nun erst im Herbst auf dem Plan. Die Bauarbeiten könnten 2019 beginnen, 2024 könnte alles fertig sein. „Das Tanzzentrum Pina Bausch ist für die Stadt eine einmalige Chance“, betont Nocke. Es werde Wuppertal im Bereich Tanz zu neuer Bedeutung verhelfen. Und womöglich auch noch die eine oder andere Tanz-Institution des Landes nach Wuppertal ziehen.