Soziale Skulptur und neue Orte der Begegnung Projekt „Platzen“: Wuppertaler erobern ihren Laurentiusplatz

Wuppertal · Herzstück des Festivals ist die offene Möbelwerkstatt.

Lydia Haurenherm und Christine Schäfer führen im Bauwagen Bach und Vivaldi für zwei Geigen auf.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wer sich gefragt hat, warum zurzeit ein kleiner bunter Bauwagen neben der Laurentiuskirche steht: Hier ist das Projekt „Platzen“ zu Hause. „Platzen“, das steht für das Vereinnahmen von Plätzen und öffentlichen Räumen. Unter diesem Namen und in Kooperation mit der Loch UG haben sich Künstler zusammengefunden, um mitten in Wuppertal eine soziale Skulptur zu schaffen und neue Orte der Begegnung. Vom 11. bis 18. Oktober darf auf dem Laurentiusplatz geschreinert und musiziert, gestaunt und diskutiert, erforscht und gekocht werden. Mit vielen bunten Aktionen, wie einem klassischen Bach-Konzert, Yoga-Kursen oder einem Kinoabend, sorgen die Akteure täglich von 10 bis 22 Uhr für Austausch, Spaß und neue Blickwinkel.

Die Performancekünstlerin Bina Noss ist eine der Mitorganisatorinnen und beschäftigt sich mit der Frage, wie wir Plätze einnehmen. Welche neuen Perspektiven lassen sich hier finden? Welche Möglichkeiten bieten uns öffentliche Plätze? Und wie bespielen wir den Raum? Das Projekt versucht Antworten zu finden und mit Aktionen Vorschläge zu machen.

Bina Noss arbeitet viel mit Kindern und Senioren zusammen und ist begeistert von der Idee der sozialen Skulptur. „Wir sind ein Kollektiv und jeder von uns hat eine andere Meinung davon, was eine soziale Plastik ist.“ Aber dabei gehe es um den Prozess und das sei total spannend. „Hier entwickelt sich etwas“, erzählt sie, „es bleiben immer wieder Leute stehen.“ Es gehe darum, mit Menschen in Kontakt zu treten und Überschneidungen zu finden. So überschneiden sich auch die Aktionen, die in der Regel auf drei Stunden angelegt sind. „Bach und Vivaldi treffen auf Wuppergeschichten und gemeinsames Kochen auf die Schreinerei“, lacht Noss.

Herzstück des Festivals ist die offene Möbelwerkstatt, in der nachmittags mit Schreiner-Suse gewerkelt werden kann. Hier entstehen aus alten Möbeln neue Lieblingsstücke. Vor allem Sitzmöbel, denn damit lässt sich der Platz schön vereinnahmen. „Da bleiben dann viele stehen und sagen, sie möchten auch so eine Bank bauen“, erzählt Noss. Gern hätte sie die Bänke über das Festival hinaus über den Platz verteilt, aber da spielt die Stadt nicht mit. „Sitzmöbel müssen verankert werden“, so Noss „und so lagern wir die Sitzmöbel im Bauwagen.“

Das ganze Projekt wird fotografisch begleitet. Nicht nur ein Fotograf hält das Treiben fest, auch die Bewohner einer nahen Seniorenresidenz. Dafür werden sie eigens mit Einwegkameras ausgerüstet. In der Zukunft sind weitere Aktionen an weiteren Orten angedacht.

Das Festival kann noch besucht werden. Am Samstag findet unter anderem eine Performance statt (von 12 bis 15 Uhr) und abends gibt es Partymusik. Am Sonntag steht unter anderem Yoga auf dem Programm, das Supagolf-Turnier (ab 15 Uhr) und zum Abschluss Livemusik mit Wolfgang Sucher (Trompete) und Maik Ollhoff (Schlagzeug).