„Alle(s) nur normal“ qualifziert Betroffene zu Beratern Projekt eröffnet neue Möglichkeiten für psychisch kranke Wuppertaler

Wuppertal · Innovativer Ansatz soll Betroffenen neue Perspektiven vermitteln und Hemmschwellen abbauen.

David Dorn, Nora Weihsenbilder, Dorothee Hubbertz und Diane Kollenberg-Ewald stellten das Projekt vor.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Erfahrung schafft Wissen und Kompetenzen – dieses Motto steckt hinter dem innovativen Projekt „Alle(s) nur normal“. Dabei sollen Menschen mit psychischen Erkrankungen so gestärkt werden, dass sie als Experten andere zum Thema psychische Erkrankungen beraten können. Das Projekt hat zum Ziel, über psychische Erkrankungen aufzuklären, Scham und Verschweigen zu verhindern, Chancen der Genesung aufzuzeigen und Hoffnung zu vermitteln. Gefördert wird es durch die Aktion Mensch.

In professioneller Weise von Erfahrungen berichten

Entstanden ist die Idee aus dem Projekt „Wir sind keine Familiengeheimnisse“. In Schulen hatten psychisch erkrankte Menschen als Experten aus Erfahrung mit Schülern über seelische Erkrankungen gesprochen. Sie stellten einen Ausschnitt ihrer eigenen Lebensgeschichte zur Verfügung, um daran deutlich zu machen, wie psychische Erkrankung entstehen kann und welche Gefahren und Chancen es gibt. Ein Tabu-Thema wurde gebrochen.

In dem dreijährigen Projekt „Alle(s) nur normal“ werden nun Betroffene und Angehörige qualifiziert und lernen, in professioneller Weise in Unternehmen und Bildungsstätten von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. Seit einem Jahr arbeiten jetzt Menschen mit psychischen Erkrankungen und Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Arbeitsfeldern des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) Wuppertal und dem ambulant betreuten Wohnen an dem Projekt.

Dessen Besonderheit besteht darin, dass es Betroffene als Experten in eigener Sache stärkt und ihnen zu einem Perspektivwechsel verhilft: Sie werden vom Ratsuchenden zum Berater oder zur Beraterin. In den nächsten zwei Jahren soll ein Team aus Menschen mit Psychiatrieerfahrung und Angehörigen entstehen. Das soll gemeinsam ein Konzept erarbeiten, das Erfahrungswissen und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen kombiniert.

Davon können zukünftig nicht nur Arbeitnehmer, Studierende, Auszubildende und Schüler profitieren, sondern auch Betriebe, Unternehmen, Behörden, Schulen und Hochschulen.