„Ich bin hoch verschuldet" Prozess gegen mutmaßliche Drogen-Großhändler in Wuppertal: So lief der Auftakt

Wuppertal · Mutmaßliche Drogen-Großhändler stehen in Wuppertal vor Gericht – unter anderem wegen Kokain-Schmuggels aus Kolumbien ins bergische Land, an den Niederrhein und in die Vulkaneifel.

Zum Auftakt sprach nur der Hauptangeklagte mit dem Gericht, hier mit seinem Anwalt (l.).

Foto: Dirk Lotze

Nach Kokain-Schmuggel aus Kolumbien ins bergische Land, an den Niederrhein und in die Vulkaneifel stehen sechs Angeklagte vor dem Landgericht Wuppertal: Die Männer im Alter zwischen 42 und 51 Jahren hätten die Drogen kilogrammweise in Kaffee-Packungen eingemischt importiert. In einem Fall habe eine Lieferung versteckt in Hohlräumen von Maschinenteilen gelegen. Bei den Festnahmen rund um den Jahreswechsel 2022/23 waren jeweils mehrere hundert Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Die Ermittlungen führte die Zentralstelle gegen Organisierte Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Deren Arbeit ist es, vielschichtige, kriminelle Geschäftsstrukturen aufzuklären. Alle sechs Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft, sie müssen mit langen Freiheitsstrafen rechnen. Zum Prozessauftakt Dienstag erklärten sie, überwiegend schweigen zu wollen: "Zur Sache: Keine Angaben", lautete die Formulierung mehrerer Anwälte.

Den Vorwürfen zufolge entschlossen sich vier der Angeklagten im November 2021 zu hoch riskanten und gewinnträchtigen Kokain-Geschäften: Dem Ältesten (51) hätten sie für 700 Euro ein Flugticket nach Bogotá finanziert: Er habe Geschäftspartner finden sollen, die bereit wären, an die Gruppe zu verkaufen. Die beiden Hauptangeklagten (43 und 47 Jahre alt) hätten in Deutschland ein Geflecht von Scheinfirmen aufgebaut, um Lieferungen und Geldflüsse verschleiern zu können. Gemeinsam hätten sie zudem Kontakt zu einer zweiten Tätergruppe aufgebaut: Die habe Marihuana regelmäßig in Portionen von mehr als 100 Kilogramm aus Spanien eingeführt. Entsprechend weit verzweigt sei deren Vertriebssystem gewesen, entsprechend groß die Finanzkraft. Zu diesem Kreis sollen zwei Angeklagte im Prozesses gehören. Eine Lieferung Kokain sei noch in Kolumbien vom Zoll abgefangen worden: 15 Kilogramm, versteckt in einer Tauchpumpe für einen Brunnen. Von da an habe man das Drogenpulver untergemischt in Kaffee gekauft. Die Packungen täuschten jeweils kolumbianischen Kaffee vor. Von den Scheinfirmen hätten entsprechende Rechnungen dazu gedient, den Zoll abzulenken.

Dennoch sei eine weitere Lieferung am Kölner Flughafen aufgefallen und abgefangen worden. Unterdessen sollen die Marihuana-Geschäfte der zweiten Gruppe weiter gelaufen sein: Ein Transport mit einem Wohnmobil und einer mit einem PKW gingen an der spanisch-französischen Grenze ins Netz der Fahnder. Die Fahrer wurden festgenommen. Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen davon aus, dass zudem Marihuana-Pflanzen angebaut werden sollten. Eine Anpflanzung mit knapp 500 Pflanzen in einem Gebäude wurde ausgehoben, die Drogen sichergestellt.

Einer der Angeklagten (47) ist psychisch erkrankt. Er soll am Netzwerk der Scheinfirmen mitorganisiert haben und eine Schusswaffe bei den Drogengeschäften bei sich gehabt haben. Dem Mann bot der Gerichtspsychiater zum Sitzungsbeginn Medikamente an: "Nichts dämpfendes, nur leicht beruhigend", wie er versicherte – bis der zuständige Anwalt kritisch nachfragte: "Haben Sie womöglich auch was für mich dabei?" Fazit des Gerichts: Die Sitzung wird künftig alle 90 Minuten unterbrochen, damit der Erkrankte sich erholen kann.

Bislang spricht nur der Hauptangeklagte (43) mit dem Gericht - und das nur zu seinem Hintergrund: Er lebe mit Familie in Bonn, sei Gelegenheitsarbeiter ohne Berufsausbildung und habe zeitweise im Sicherheitsgewerbe gearbeitet. Zuletzt sei er arbeitslos gewesen. "Ich bin hoch verschuldet", erklärte der Mann auf Nachfrage den Richterinnen und Richtern: Er müsse Steuerschulden für ein Autohaus abzahlen, das auf ihn angemeldet gewesen sei, außerdem Versicherungen: "Das sind 300.000 Euro." Auch dieser Mann soll bei seinen Taten bewaffnet gewesen sein.

Das Landgericht hat 22 Sitzungstage bis nach dem Jahreswechsel eingeplant. Als erstes sollen Ermittlerinnen und Ermittler aussagen.