Internationale Begegnungsstätte Gemeinschaftsgarten auf einem Tiefgaragendach in Wuppertal
Ronsdorf · Ein Tiefgaragendach wurde in einen Gemeinschaftsgarten verwandelt. Das Ganze ist eine internationale Begegnungsstätte.
„Was hier von MiR (Miteinander in Ronsdorf, d. Red.) an Integrationsarbeit geleistet wird, hat Champions League-Format“, sagte Sozialdezernent Stefan Kühn am Freitagachmittag bei seinem Besuch im Ronsdorfer Ortsteil Rehsiepen in seinen Grußworten zur Eröffnung des Gemeinschaftsgartens. Der wurde durch Spenden der Kirchengemeinden, von privat und diversen Firmen sowie tatkräftiger Gemeinschaftsarbeit realisiert. Und zwar auf der riesigen Fläche eines Tiefgaragendachs, auf dem 30 bis 40 Zentimeter Mutterboden aufgebracht wurden und das nun zu einer internationalen Begegnungsstätte geworden ist.
„Nach letzten Erhebungen leben hier 47 Nationen“, so Erik Simon, Community Networker, der zusammen mit seiner Kollegin Abeer Al Hayek aktive Hilfe für das Integrationsprojekt leistet. „Wer mal zusammen in der Erde gewühlt hat, der entwickelt leichter ein Gemeinschaftsgefühl“, so Simon. Und dafür gibt es auf dem Tiefgaragendach ausreichend Gelegenheit, wurden dort 15 Hochbeete aufgestellt, in denen die internationalen Anwohner nach eigenen Wünschen Gemüse und Salat angepflanzt haben. Der Grünkohl allerdings schaut noch etwas schüchtern aus der Erde, aber dessen Zeit kommt ja noch mit den ersten Nachtfrösten.
Ein Gartenhaus als Männertreff
Seit Juni ziert den mit Gras und reichlich leuchtend gelbem Löwenzahn bewachsenen Boden auch ein vom Wohnungsbauunternehmen Grand City Company gestiftetes Gartenhaus, das als Infozentrum wie auch als Raum für den samstäglichen Männertreff oder als Frauencafé und „Klassenzimmer“ für Sprachkurse dient. Gestern war das Holzhaus Mittelpunkt für die Verpflegung wie die gebackenen Plätzchen, Kaffee, Muffins oder Apfelsaft aus dem Morsbachtal.
„Wir von MiR bieten nichts von uns aus an, sondern erarbeiten die Angebote zusammen mit den Menschen hier im Quartier“, sagt Miriam Steinhard aus dem Vorstand der Initiative. „Wir möchten nämlich anbieten, was tatsächlich gewollt wird. Auf diese Weise erreicht man leichter, dass die Menschen sich hier zuhause fühlen.“
Menschen zeigen Interesse an Bildung und Kultur
Zu den gewünschten Anschaffungen gehört beispielsweise ein Trampolin. Fußball soll hier allerdings wegen der Lärmentwicklung nicht gespielt werden. „Dafür soll neben dem renovierungsbedürftigen Bolzplatz eine neue Fläche entstehen“, so Miriam Steinhard, die in ihren Begrüßungsworten, die Abeer Al Hayek ins Arabische übersetzte, auch darauf hinwies, dass der Gemeinschaftsgarten ein Ort sein soll, an dem man zur Ruhe kommen kann.
„Ich hätte nicht erwartet, dass die neuen Nachbarn so viele Aktivitäten entwickeln, um sich hier einzubringen und das Leben hier im Rehsiepen so lebenswert zu gestalten. Und aus der Ferdinand-Lasalle-Straße höre ich, dass die Menschen sehr an Bildung und Kultur interessiert sind“, war ein weiterer erfreulicher Aspekt, den Stefan Kühn beleuchtete.
Auch Bürgermeister Rainer Spiecker, der OB Uwe Schneidewind vertrat, zeigte sich sehr angetan von der erfolgreichen Quartiersarbeit im Rehsiepen. „Mit friedlicher Zusammenarbeit kann man viel eher etwas erreichen als durch trockene Gespräche am runden Tisch.“
Als Vertreter der am Projekt maßgeblich beteiligten christlichen Kirchengemeinden hatte Pfarrer Jochen Denker einen eindrucksvollen „Sprachkurs“ parat. „Wissen Sie, was Gartenhaus auf Arabisch heißt“, fragte er in die Runde, nachdem er sich bei Abeer El Hayek erkundigt hatte. „Schlicht Gartenhaus.“
Offenbar geht es dieser Vokabel ähnlich wie dem „Kindergarten“, der international überall auch „Kindergarten“ heißt. Und dann gab es noch einen Ausflug ins Russische. „Mir heißt auf Deutsch `Frieden`.“ Sicher ein gutes Omen für das Miteinander in Ronsdorf.