Rekord-Unfallwelle Wintereinbruch sorgt für Chaos in Wuppertal

Update | Wuppertal · Mehr als 70 Unfälle gingen bei der Wuppertaler Polizei innerhalb von nur drei Stunden ein. Das Sonnborner Kreuz war stundenlang gesperrt.

Vollsperrung: Auf der A46 steht der Verkehr.

Foto: wz/Ellen Schröder

Der Schneefall hat am Donnerstag in Wuppertal für ein Verkehrschaos gesorgt. Am Nachmittag zählte die Polizei rund 85 witterungsbedingte Unfälle in Wuppertal, fast 200 im Bergischen Städtedreieck insgesamt. Das Besondere: Zwischen 6 und 9 Uhr sind bei den Wuppertalern allein 70 der 80 Unfälle eingegangen. Polizeisprecher Stefan Weiand sagte der WZ: „So etwas haben wir in dieser Intensität noch nie erlebt.“ Die Straßen seien ungewöhnlich stark vereist gewesen, gleichzeitig die Straßen sehr voll. Der Schaden wird auf mehrere 100 000 Euro geschätzt.

Von 10.30 bis kurz nach 14 Uhr hat die Autobahnpolizei das Sonnborner Kreuz voll gesperrt. Dort waren zahlreiche Lkw und Autos liegengeblieben. Die Streufahrzeuge brauchten Stunden, um der völlig vereisten Fahrbahn Herr zu werden. Autofahrer sollten den Bereich großräumig umfahren. Dafür kam es um das Kreuz herum zu extremen Staus, etwa auf der L418 oder auf der B228 in Vohwinkel. Zeitweise staute sich der Verkehr auf der A46 in Richtung Wuppertal am Vormittag auf mehr als 15 Kilometer. Auch das Auffahren auf die A46 innerhalb von Wuppertal war zwischenzeitlich nicht möglich.

So war der Schneemorgen in Wuppertal
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So war der Schneemorgen in Wuppertal

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Foto: Andreas Fischer

Besondere Unfälle: Auf der Straße Grünewalder Berg in Elberfeld rutschte ein Auto gegen einen Betonpfeiler. Der Fahrer wurde verletzt. In Ronsdorf erlitt eine Frau nach einem Unfall mit drei Autos in Höhe der Bushaltestelle Hütte einen Schock. Im Bereich Lidl (Höfen) in Oberbarmen ist ein LKW liegengeblieben. Nur einer von vielen Lastern und Bussen, die nicht mehr weiter kamen. Die allermeisten Zusammenstöße endeten als Blechschaden.

Die Müllabfuhr kam kaum durch. Oftmals steckten die AWG-Fahrzeuge im Stau fest und konnten die vorgesehenen Touren, wenn überhaupt, nur mit Verspätung fahren. Leerungen, die am Donnerstag nicht erfolgen konnten, wird die AWG nach eigenen Angaben schnellstmöglich nachholen. Die AWG bittet darum, die nicht geleerte Tonnen draußen stehen zu lassen.

Die Feuerwehr kam teilweise ebenfalls nicht durch. Das liege nicht an den eigenen Einsatzfahrzeugen, wie ein Sprecher der Leitstelle der WZ sagte, sondern daran, dass die Straße durch andere Verkehrsteilnehmer blockiert ist. „Wir selbst hatten gut vorgesorgt.“

Die WSW-Busse blieben zeitweise stehen.

Foto: Andreas Fischer

Fahrgäste in Wuppertal konnten zudem nach dem Schneefall nicht wie gewohnt in den Bus einsteigen. Die Stadtwerke (WSW) gaben die Mitteilung heraus, dass der Betrieb der Busse wegen der Witterungsverhältnisse von 6.08 Uhr bis 9 Uhr eingestellt wird. Die Schwebebahn fuhr aber. Gegen 9 Uhr wurde der Bus-Verkehr wieder langsam aufgenommen, es gab bis 15 Uhr aber weitere Ausfälle auf diversen Linien.

An vielen Schulen kamen Schüler und Lehrer zu spät oder gar nicht an. Richard Voß, Vorstand der Lehrergewerkschaft GEW Wuppertal, sagt: „Grundsätzlich liegt es im Ermessen und der Verantwortung der Eltern, ihr Kind bei unsicheren Wetterbedingungen in die Schule zu schicken oder zu Hause zu behalten. Sobald die Kinder in der Schule angekommen sind, gilt die Aufsichtspflicht und falls es zum Schulschluss noch zu wetterbedingten Einschränkungen kommt, behalten wir zur Not die Kinder, bis die Abholung geklärt ist.“

Auch Reinold Mertens, Schulleiter am CFG, berichtet von unvollständigen Klassen. Normaler Unterricht sei so nicht möglich gewesen. „Die Lehrer, die da waren, haben wir auf die Klassen verteilt, und die Klassen zum Teil zusammengelegt.“

Die Eltern sind angehalten, die Schule zu informieren, falls das Kind nicht kommt. Online-Unterricht sei wegen mangelhafter technischer Voraussetzungen an vielen Schulen ad hoc nicht möglich und aus Sicht des GEW-Vorstands Voß zumindest in Grundschulen nicht immer pädagogisch sinnvoll. Mertens weißt auf die organisatorischen Probleme hin, wenn viele Schüler zum Schulbeginn noch auf dem Weg sind und nicht vor ihren Rechnern zu Hause sitzen.

Der Straßenräumdienst von den ESW arbeiteten unter Hochdruck. Rund 400 Personen sind im Straßenwinterdienst im Einsatz. Die Räumfahrzeuge starten bei Winterbedingungen um 3.30 Uhr, die Handkolonnen kommen um 5.30 Uhr dazu. Doch teilweise kamen die Räumfahrzeuge am Donnerstag wegen gestrandeter Autos nicht mehr durch.

Zuerst werden die öffentlichen Straßen nach den Kriterien verkehrswichtig und gefährlich geräumt und gestreut. Erst wenn diese Straßen frei sind - etwa solche mit Steigungen - werden die restlichen Straßen abgestuft nach diesen Kriterien nacheinander angefahren.

Auch die Krankenhäuser merkten, dass es glatt ist. Das Agaplesion-Bethesda-Krankenhaus berichtete der WZ auf Anfrage von einzelnen unfallchirurgischen Krankheitsfällen wie Rippenfrakturen, Armverletzungen oder Schulterbrüchen in der Zentralen Notaufnahme.