Wuppertal Ressort der Stadt Wuppertal nur eine Stunde pro Tag erreichbar
Bitte Geduld — beim Ressort Straßen und Verkehr der Stadt Wuppertaler erhalten Bürger automatische Antworten. Wegen Überlastung der Mitarbeiter ist das Ressort nur zwischen 9 und 10 Uhr erreichbar
Wuppertal. Wer eine Tempo-30-Zone anregen oder ein neues Schlagloch bei den Fachleuten des Ressorts Straßen und Verkehr melden möchte, hat es derzeit nicht leicht, direkten Kontakt zu bekommen. Denn wegen unbesetzter Stellen und der damit einhergehenden Überlastung der Mitarbeiter hat das Ressort den Bürgerkontakt eingeschränkt.
Anrufer hören die Ansage vom Band, dass das Ressort nur zwischen 9 und 10 Uhr erreichbar ist. Und wer eine Mail schickt, erhält eine automatische Antwort, die um Geduld bittet: „Aufgrund von personellen Engpässen, dauert es bis zur Bearbeitung Ihres Anliegens einige Zeit“, heißt es da. Man werde eine erste Bewertung vornehmen. Sobald das Anliegen abschließend beurteilt ist, gebe es eine Antwort.
Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler erklärt, dass nur vier der sechs Stellen in dem Bereich besetzt sind, es zudem neue Mitarbeiter gebe, deren Einarbeitung Zeit brauche. Aktuell sind zwei Ingenieurstellen in dem Bereich ausgeschrieben.
Die Mitarbeiter seien mit großen Projekten beschäftigt wie dem Döppersberg, der Qualitätsinitiative Innenstadt inklusive Neupflasterung der Fußgängerzone bis zur Neuordnung des Verkehrs nach der B7-Öffnung und der zugehörigen Ampelschaltungen. Gleichzeitig laufe die Sicherstellung der Verkehrssicherheit im Stadtgebiet weiter, unter anderem bei Baustellen. Dazu kämen Sonderaufgaben wie kürzlich die Martinszüge.
Eine besondere Herausforderung sei, das derzeit vorhandene Fördergeld für den Straßenbau zu nutzen: „Wir freuen uns ja, das wir Geld ausgeben können.“ Aber das müsse jeweils auch geplant werden. Und die Arbeit mit Fördergeldern bedeute zudem einen höheren Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand.
Grundsätzlich sei die Stadtverwaltung dankbar für Meldungen der Bürger, denn „wir können nicht überall sein“, betont Ulrike Schmidt-Keßler. Die Einschränkung der Anrufzeiten und die automatische Mail solle dazu dienen, den Mitarbeitern ein effektives Arbeiten zu ermöglichen. Anrufern, die nicht durchdringen, rät sie, sich beim Servicecenter der Stadt unter 563-0 zu melden. „Die Mitarbeiter dort geben das weiter.“
Stadtkämmerer und Personaldezernent Johannes Slawig (CDU) ist sich bewusst, dass die Bürger inzwischen spüren, in welchem Ausmaß die Stadt Personal eingespart hat: „Das macht sich bemerkbar.“ Immerhin habe die Verwaltung im Rahmen der Haushaltskonsolidierung rund 15 Prozent der Stellen abgebaut: „Mit weniger Personal kann man auch nur weniger Leistung erbringen.“
Inzwischen mache ihnen zusätzlich der Rückgang der Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Nun gebe es in einigen Bereichen mehr freie Stellen, als laut Einspar-Vorgabe vorgesehen sind, etwa bei IT-Fachleuten und Ingenieuren. Auch bei den Erzieherinnen zeichne sich ein Mangel ab. Und im Ressort Straßen und Verkehr sei vor einigen Jahren einer von zwei Verkehrsplanern gegangen, bisher sei kein neuer gefunden: „Das ist ein Mangelberuf.“ Als Gegenstrategie bilde die Stadt vermehrt selbst aus und werbe mit guten Arbeitsbedingungen wie flexiblen Arbeitszeiten.
Um die Bürger den Personalabbau möglichst wenig spüren zu lassen, „versuchen wir, Prozesse zu verändern“, so Slawig. Er setzt unter anderem auf Digitalisierung. So gebe es im Jobcenter keine Papierakten mehr, gleiches sei in den Altenheimen geplant. Auch die Kooperation mit Solingen und Remscheid soll zur Beschleunigung beitragen.
Die Beschwerden von Bürgern hätten tatsächlich zugenommen: „Dafür habe ich volles Verständnis“, sagt Slawig. Die Verwaltung versuche, den Leistungsabbau zu minimieren, „aber man kriegt das nicht auf Null. Ich kann da nur um Verständnis werben.“