Retter-Freundschaft trotz einer Distanz von 4000 Kilometern
Wie Wuppertal zukünftig auch am Ural helfen könnte.
Wuppertal/Jekaterinburg. Die Nachrichten aus Russland sind denkbar schlecht. Das Land stöhnt unter einer Hitzewelle, die Feuerwehr kämpft mit Wald- und Steppenbränden — wie schon im vergangenen Jahr. Damals erreichte ein Hilferuf aus der Katastrophenregion am Ural seinerzeit auch den Freundeskreis Wuppertal-Jekaterinburg. Der Beginn einer Retter-Freundschaft — trotz einer Distanz von gut 4000 Kilometern.
Der Freundeskreis setzte sich nämlich umgehend mit dem Leiter der Wuppertaler Feuerwehr, Siegfried Brütsch, in Verbindung. Der konnte zwar nicht unmittelbar helfen, stellte aber den Kontakt zum NRW-Innenministerium und verschiedenen Dachverbänden für Feuer- und Katastrophenschutz in Deutschland her.
Die zarte Bande wurde im April dieses Jahres bei der 11. deutsch-russische Städtepartnerkonferenz in Rothenburg op der Tauber vertieft. Brütsch war dort, Eva Gothsch und Bernd Fleischfresser vom Vorstand des Freundeskreises. Aus Jekaterinburg nahmen Alexander Kleshnin, Leiter der Abteilung Zivil-, Katastrophen- und Brandschutz der Regierung des Gebietes Sverdlovsk und Valery Ustinov, Erster Stellvertreter des Ministers der Russischen Föderation für Zivilschutz, Notfälle und Beseitigung der Folgen von Naturkatastrophen.
Die Chemie unter den Retterkollegen stimmte offenbar. Zumal Siegfried Brütsch im Aufbau von Katastrophenschutzeinheiten in den 1990er Jahren in Kirgistan und Usbekistan bereits Erfahrungen gesammelt hat. Die zweitägige April-Konferenz hat Wuppertals Feuerwehrchef als durchweg positiv in Erinnerung. Mittags war die Veranstaltung zu Ende, der Flieger nach Jekaterinburg sollte aber erst gegen Mitternacht von Frankfurt starten. Man nutzte die Zeit für eine „Spritztour“ nach Wuppertal, besichtigte dort die Hauptfeuerwache und setzte sich kurzentschlossen auch noch in die Schwebebahn. Vertraglich geregelte Beziehungen zwischen Jekaterinburg und Wuppertal gibt es zwar nicht. Demnächst soll jedoch eine Absichtserklärung über eine zukünftige Kooperation auf dem Gebiet des Brand- und Katastrophenschutzes schriftlich fixiert werden. Aktuell gibt es laut Wuppertals Feuerwehr-Chef Brütsch kein Hilfeersuchen aus Jekaterinburg.
Papier ist geduldig, persönliche Kontakte sind besser. Und so haben über Pfingsten sieben Feuerwehrkadetten aus Jekaterinburg mit Vertretern des Technischen Hilfswerks und der Jugendfeuerwehr aus Wuppertal über Pfingsten an einem Zeltlager nahe Osnabrück teilgenommen — zahlreiche Rettungsübungen inklusive. Ein Gegenbesuch der Wuppertaler Nachwuchsretter in Jekaterinburg ist für den Herbst geplant.