Ronsdorf. Familienthemen bewegen Ronsdorf

Ronsdorf. · Gegenüber OB Andreas Mucke beklagen Ronsdorfer den Mangel an Spiel- und Kita-Plätzen. Auch die BVen bieten Zündstoff.

Um den Erziehermangel in den Griff zu bekommen, bildet die Stadt Wuppertal selber aus.

Foto: dpa/Jens Büttner

Unerwartet dicht und angeregt erwies sich „Mucke hört zu“ in Ronsdorf, wo der Oberbürgermeister im Bürgerbüro Rede und Antwort stand. Unerwartet deshalb, weil der Zuspruch zahlenmäßig mau war: Kaum ein Dutzend Interessierter saß Andreas Mucke neben Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes gegenüber, während es bei seiner Tour durch die Stadtteile sonst oft mehr als 60 sind. Doch an engagierten Beiträgen und Erwiderungen mangelte es nicht.

„Ich denke, man sollte auch mal an Ronsdorf denken“: Ein Appell aus der Runde zu einem wichtigen Komplex des Abends, bei dem man in Ronsdorf Mängel sah: Die familiäre Infrastruktur im Stadtteil – Versorgung mit Kitas und Schulen, aber auch Spielplätzen. Was sich daran anschloss und selbst zu einem Hauptthema wurde, war eine Grundsatzfrage kommunaler Politik: Welche Bedeutung haben die Bezirksvertretungen, wenn letztlich der Rat entscheidet?

Ein anderes Thema waren die Spielplätze im Stadtteil. „Aus den Sandkästen wächst das Gras“, bemerkte eine Bürgerin in Bezug auf das Areal an der Scheidtstraße. „Es ist ein Desaster.“ Mucke antwortete, dass es eine Million Euro zusätzlicher Mittel gebe, die für die nächsten zwei Jahre zugesagt seien. Für die Umsetzung sei zwar das Personal knapp. Aber, so Mucke: „Wir haben bisher noch keinen Cent zurückgegeben, den wir nicht verbauen konnten. So soll es auch bleiben, denn das Geld ist ja da.“

Zum Bedarf für Familien kam auch die Bildung zur Sprache: „Wo werden die Kinder beschult?“, fragte dieselbe Besucherin. In Ronsdorf gibt es vier Grundschulen, und rund um den Kratzkopf besteht eine besondere Situation: Die Schule Kratzkopfstraße ist eine Dépendance des Neubaus an der Ferdinand-Lassalle-Straße, und die Lehrer bespielen beide Adressen. Harald Scheuermann-Giskes betonte, dass sie beide zweizügig blieben: „Auch wenn zur Zeit die Kleinen an der ‚Ferdi‘ bleiben“ – die unteren Klassen also. Was die geografische Lage von Schulen betrifft, gab dann Mucke zu verstehen, dass hauptsächlich bei Grundschulen die Distanz für kleine Füße bequem sein solle: „Weiterführende Schulen sind nicht so ortsnah. Wir versuchen aber, nahe liegende Schulen zu etablieren.“

Das Dilemma wird am Thema
Kita besonders deutlich

Am Thema Kitas nun entspann sich besagter Bogen ins Grundsätzliche: zur Abstimmung zwischen Stadt und der Politik im Stadtteil. In puncto Erzieherinnen-Mangel informierte OB Mucke zum einen, dass man hier selbst ausbilde. Hinzu komme aber: „Wir brauchen auch Grundstücke.“ Der Konter kam prompt: „Wir haben es versucht“, insistierte Bezirksbürgermeister Scheuermann-Giskes und zielte auf den Fall Schenkstraße. Die BV hatte vorgeschlagen, auf diesem Areal eine Kita zu bauen. Kommentar aus den Reihen: „Das ist vom Ausschuss der Stadt konterkariert worden.“ Wie also läuft es mit der Machtverteilung? Gesprächsstoff darüber gab es auch bei einem Alternativvorschlag wie an der Holthauser Straße, den der Rat dann erhalten habe: „Es wurde sehr viel abgeschmettert“, lautete ein Urteil.

Ein Teilnehmer warb denn auch für stärkere BVs gegenüber den städtischen Entscheidern, denen zuweilen die Detailkenntnis vor Ort fehle: „Mein Vorschlag ist mehr Entscheidungsgewalt für die Bezirksvertretungen.“ Einer der Momente, in denen der OB um Verständnis bat: „Ob die Ausschüsse sich das zu eigen machen“, er meinte die BV-Anregungen, „ist zum Leidwesen vieler Bezirksvertretungen deren Sache.“ Um freilich freundliches Kontra von Parteifreund Scheuermann-Giskes zu hören: „Ich muss Ihnen widersprechen. Bezirksvertretungen können durchaus das alleinige Recht haben, zu entscheiden.“ Möglich sei zur Not auch der Klageweg. Und Michael Telian, Büroleiter des Oberbürgermeisters, räumte Fehler in der Vergangenheit ein und versprach: „Wenn BVen das Entscheidungsrecht haben, müssen sie es bekommen.“ Darauf werde man verstärkt achten. Verständnis für Sachzwänge erbat der OB auch für die Mitarbeiter in der Verwaltung, über die heute zuweilen ein übergenaues Vorgehen beklagt wurde. Öffentlich würde deren Arbeit meist nur, wenn einmal etwas schief laufe.