Ronsdorfer fühlen sich sicherer als Wichlinghauser

Ein Forschungsprojekt zeigt: 81 Prozent der Einwohner in Ronsdorf vertrauen ihren Nachbarn. In Wichlinghausen sind es nur 28 Prozent.

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Wuppertal. Wie sicher fühlen sich die Menschen in ihrem Stadtteil? Welche Maßnahmen erhöhen das subjektive Sicherheitsgefühl? Mit dieser Fragestellung beschäftigen sich Wissenschaftler der Bergischen Universität. Für das vom Bund geförderte Forschungsprojekt mit dem Kürzel „VERSS“ — das steht für „Gerechte Verteilung von Sicherheit in der Stadt“ — verglichen die elf Wissenschaftler die Städte Stuttgart und Wuppertal als eher reiche und eher arme Stadt und darin jeweils wieder einen gut situierten und einen sozial schwierigen Stadtteil.

„Unser Ziel ist es, bundesweit umsetzbare Richtlinien für eine gerechte Verteilung von Sicherheit in der Stadt zu erstellen“, erklärt Tim Lukas, Leiter der Wuppertaler Teilstudie. Er hat sich mit vielen Akteuren in Wuppertal unterhalten, Workshops veranstaltet und Fragebogen verschickt. Dabei wurden speziell Menschen in Ronsdorf und Wichlinghausen befragt. Rund 1400 Fragebögen werteten die Wissenschaftler schließlich aus - wobei sie überdurchschnittlich viele Antworten von Senioren bekommen haben.

Die Wissenschaftler wollten wissen, wie sicher sich die Bewohner nachts in ihrem Stadtteil fühlen. „Wir können dabei gesamtstädtisch kaum Unterschiede zwischen Stuttgart und Wuppertal feststellen“, so Lukas. Innerhalb der Stadt unterscheidet sich das subjektive Gefühl offenbar stark: Während sich in Ronsdorf 82 Prozent der Einwohner nachts sehr sicher oder sicher fühlen, tun das in Wichlinghausen 36 Prozent. Ihren Nachbarn vertrauen in Ronsdorf 81 Prozent, in Wichlinghausen 28 Prozent. „Dort gibt es eine höhere Fluktuation. Wo man den Nachbarn lange kennt, ist das Vertrauen größer“, sagt Lukas. Allerdings sind sich in beiden Stadtteilen mehr als drei Viertel aller Bürger sicher, dass ihre Nachbarn helfen würden, wenn ihnen etwas zustößt.

Auch bei Kriminalität unterscheidet sich der Eindruck in den beiden Stadtteilen. „Es geht dabei nicht immer direkt um Kriminalität - oft geht es auch um soziale oder ökonomische Ängste, die darauf projiziert werden“, so Lukas. Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor. Das Vertrauen in die Polizei sei stadtweit groß. Überrascht hat den Wissenschaftler die Situation am Berliner Platz: „Für mich ist die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Maßnahmen dort und der Wahrnehmung der Bewohner erstaunlich.“ Immer wieder forderten Bürger eine Video-Überwachung für den Platz, obwohl dort kein Kriminalitäts-Schwerpunkt sei. „Dabei wäre es sinnvoller, den Platz für andere Nutzergruppen attraktiv zu machen, etwa mit Wasserspielen.“

Insgesamt reagieren Ordnungsbehörden und Polizei in Stuttgart und Wuppertal unterschiedlich: Während in Stuttgart stärker auf ordnungsrechtliche Maßnahmen gesetzt wird, herrsche in Wuppertal ein toleranterer Umgangston. „Sicherheit muss vereinbar sein mit Weltoffenheit und Pluralität. Sie darf nicht zu Diskriminierung führen. In Wuppertal ist man da auf einem guten Weg“, lobt Lukas.

Im Juni ist eine Abschlusskonferenz im Rathaus geplant, dann werden die Ergebnisse beim deutschen Präventionstag in Hannover vorgestellt.