Rosensonntagszug: Bunte Jecken fangen Schokolade und Spüli

Gut 50000 Zuschauer standen bei strahlender Sonne entlang der Talachse.

Wuppertal. "Wuppdi-" - "Kamelle!" ändern die Jecken in Barmen den Wuppertaler Karnevals-Schlachtruf ab. "Ich kriege zu Hause nichts zu essen!", verleiht gar einer seiner Forderung Nachdruck. Und die Karnevalisten auf den Wagen lassen sich nicht lumpen: Sie werfen nicht nur händeweise Bonbons unters Volk, sondern auch Schokoriegel, Pralinen, Popcorn und sogar Putzmittel, Tulpen, Armbändchen und Sonnenkappen. Letztere kann man beim diesjährigen Rosensonntagszug gut gebrauchen angesichts des strahlenden Sonnenscheins. "Tim, für hinten bist du zuständig!" Familie Beumker hat sich gut organisiert für den professionellen Kamelle-Fang. Die vier Söhne stehen verteilt im Areal und spannen sogar Schirme auf, um die begehrte Beute zu erhaschen. Nur der Kleinste sitzt erstaunt in seinem Kinderwagen und guckt ein wenig schläfrig auf die bunte Menge. Längst nicht alle haben sich hier verkleidet, selbst manche Kinder kommen ohne Kostüm, dafür aber mit großen Beuteln.

Ein Spielmannszug kommt extra aus Hamburg an die Wupper

Beim Zug dominieren bunte Blaskappellen und die traditionellen Karnevalsgesellschaften. Ein Spielmannszug ist sogar extra aus Hamburg angereist. Etwa 20 Wagen und 30 Fußgruppen zählt die Polizei. Anspielungen auf aktuelle Ereignisse sind eher selten. Die Hockey-Spieler vom RSC in Weiß und mit Rollschuhen schieben eine ICE-Lok vor sich her. "Wir streiken nicht, wir feiern", verkündet sie. Davor tragen die Handballer vom BHW Papp-Autos mit Umwelt-Plakette. Bei den Weinberger Funken sitzen ein älterer Karnevalist und ein nackter Säugling auf der Wippe, vielleicht als Anspielung auf einen nötigen Generationswechsel bei den Karnevalsgesellschaften? "Da ist ja auch eine Bahn!" Tobias (5) ist begeistert. Der Tanzsportverein Charming Devils hat den Cronenberger Samba auf einen Laster gestellt. Karnevalsprinzessin Margret II. steht derweil in Ermangelung eines Prinzen zusammen mit einer Adjutantin auf dem Wagen und verteilt großzügig Süßigkeiten. Als von der Weltmeisterschafts-Fußtruppe von Hako Sport sogar Tröten geworfen werden, ist Max (6) hin und weg. Hingebungsvoll bläst er fortan nahezu ohne Unterlass. Als sich nach einer kurzen halben Stunde zehn Kehrmaschinen samt Fußtrupp nahtlos dem Zug anschließen, bilanziert Tobias zufrieden: "Ich habe ganz viele Lutschers gefangen."

Vernünftige Jecken

RuhigWeniger Exzesse als in den vergangenen Jahren, kein Autochaos, weil viele die öffentlichen Verkehrsmittel nutzten - die Polizei, die mit 160 Beamten präsent war, lobte das Verhalten der Wuppertaler Karnevalisten beim Zug.