Jahresrückblick Rückblick auf die Bahnsperrung: Erst großes Chaos — dann folgte nur noch ein kleines

Die Deutsche Bahn koppelte Wuppertal für acht Wochen vom Netz ab. Der Schienenersatzverkehr lief alles andere als reibungslos.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Nein, viele Freunde dürfte sich die Deutsche Bahn in diesem Jahr nicht in Wuppertal gemacht haben. Für insgesamt acht Wochen — die kompletten Oster- und Sommerferien — koppelte der Konzern den Hauptbahnhof und damit praktisch die Stadt vom Bahnverkehr ab. Das sei unumgänglich, um die Arbeiten am neuen Stellwerk zügig

Ein durchaus nachvollziehbarer Grund. Nicht nachvollziehbar war allerdings das Chaos, das die Bahn mit der Sperrung für die Pendler und alle anderen Kunden heraufbeschwor. Dass der Umstieg auf den Schienenersatzverkehr (SEV) nicht ganz leicht werden würde, war zu erwarten. Das Ergebnis übertraf in den Osterferien aber selbst die düsteren Prognosen schlimmster Pessimisten — und daran hatte der Konzern seinen Anteil.

Keine Bahn in den Osterferien: Wuppertal fährt Bus
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Keine Bahn in den Osterferien: Wuppertal fährt Bus

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Das fing mit völlig unrealistischen Fahrzeiten an, mit denen die Bahn für den SEV rechnete. 40 Minuten waren zum Beispiel für den Weg von Wuppertal Hbf nach Düsseldorf Hbf angegeben — im Berufsverkehr auf der A 46 nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Manchmal doppelt so lange waren die Pendler unterwegs. Hinzu kamen teilweise schlecht informierte Busfahrer, die den Weg nicht kannten, überfüllte Fahrzeuge und für die Nutzer Irrwege an den Bahnhöfen, um überhaupt erst den SEV zu finden. Dafür gab es von vielen die Note Sechs minus.

Kritik hagelte es von allen Seiten — und die Bahn zeigte sich reumütig. Sie gelobte nicht nur Besserung für die Sommerferien, nein, sie ging auch auf die vielen Beschwerden ein, indem sie zum Beispiel gewünschte Zwischenstopps bei den Buslinien einbaute oder noch einmal in Schulungen der Fahrer investierte. So wurde aus dem großen Chaos in den Osterferien im Sommer nur noch ein kleines Chaos. Zugegeben: Wenn eine Stadt komplett vom Bahnverkehr abgeschnitten wird, kann es aber auch keine für alle zufriedenstellende Lösung geben. Bahnfahrer dürften jedenfalls drei Kreuze machen, dass eine längere Sperrung (vorerst) kein Thema mehr ist.

Die Stadtverwaltung wird sich allerdings weiterhin mit ehemaligen Staatsbetrieb herumschlagen müssen — nicht nur beim Thema Döppersberg. Dabei hätte sie von der Sperrung sogar profitieren sollen, zumindest ein bisschen. Denn eigentlich hätte in den Osterferien, als eh kein Zug fuhr, die marode Brücke Brändströmstraße abgerissen werden sollen. Hätte. Denn die Bahn schaffte es dann doch nicht wie angekündigt, rechtzeitig die Oberleitungen in Heckinghausen zu kappen. Gearbeitet werden durfte also nicht, die Stadt musste auf die Sommerferien warten — in denen eigentlich schon die nächsten Arbeitsschritte erledigt werden sollten. Man habe den Rückstand ein wenig aufholen können, hieß es zuletzt aus dem Rathaus, doch die Querelen dürften sich 2018 fortsetzen. Im Oktober, so der letzte Stand, soll die Brücke fertig werden. Dabei könnte man, versichern die Ingenieure, schneller sein. Allerdings zog die Stadt im Ringen mit der Bahn um die dafür benötigten nächtlichen Sperrzeiten das eine oder andere Male den Kürzeren. Der Vorwurf aus Wuppertal: Auch dabei würde sich der Konzern nicht an Zusagen halten. Mittlerweile hat sich die Politik eingeschaltet und die Bahn unter Druck gesetzt. Bleibt abzuwarten, ob das möglicherweise einen Erfolg bringt.