Nahverkehr S1 wird nicht zur Eurobahn: Politik findet Kündigung richtig
Solingen. · Bei Umstieg auf Privatanbieter wurden Verschlechterungen befürchtet.
Die Hoffnung vieler Pendler, dass auf der S-Bahn-Linie S1 durch den Wechsel zu einem privaten Anbieter ab Mitte Dezember vieles besser wird, haben einen deutlichen Dämpfer erhalten. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) teilte gestern mit, dass er den Vertrag mit dem Unternehmen Keolis (Eurobahn) gekündigt hat. Beim VRR bezweifelt man, dass die Eurobahn genügend Lokführer hat, um die Strecke verlässlich zu bedienen. Bei der Stadt Solingen und in der Politik bewertet man diesen Schritt als richtig.
Die S1 ist vor allem für bergische Pendler eine wichtige Verbindung nach Düsseldorf. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Beschwerden, weil Züge verspätet oder gar nicht in Solingen ankamen. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sollte die Eurobahn die Linie von der DB übernehmen. Auch ist geplant, etliche Züge nicht mehr den vollen Zugweg bis Dortmund fahren zu lassen. Dies soll zu mehr Pünktlichkeit führen. Zu dem Wechsel zu Keolis wird es jetzt aber nicht kommen. Zunächst soll nach Angaben des VRR die Deutsche Bahn (DB) weiterhin die S1 bedienen.
Aktuell fährt die S-Bahn
oft nur als Kurzzug
Nach Meinung des Solinger Stadtdirektors Hartmut Hoferichter (parteilos) ist es gut, dass der VRR jetzt die „Notbremse“ gezogen habe. Über diesen Vorgang sei schon seit Monaten beim VRR diskutiert worden. Die Strecke sei für Solingen sehr wichtig. Darum müsse ein „möglichst guter Betrieb“ gewährleistet werden. Bei der Eurobahn war nach Hoferichters Auffassung zu befürchten, dass Pendlern und Reisenden nach dem Fahrplanwechsel Verschlechterungen gedroht hätten. Die Kündigung sei zum letztmöglichen Zeitpunkt erfolgt. Auch der Landtagsabgeordnete Arne Moritz (CDU) spricht von einem „notwendigen Schritt“. So werde verhindert, dass Pendler auf Busse ausweichen müssen.
Dass auch bei der DB nicht alles glattläuft, zeigt die aktuelle Meldung, dass auf vielen Fahrten der S 1 derzeit nur ein Kurzzug mit einem Wagen eingesetzt wird. Normalerweise sind es zwei. Grund sind laut DB Wartungsarbeiten an den Rädern der Züge. „Wir hoffen, dass sich die Situation bis Anfang Oktober entspannt“, erklärte ein Bahn-Sprecher. Dass mit den Arbeiten Einschränkungen einhergehen, habe mehrere Gründe. So sei die Fahrzeuglage ohnehin angespannt, weil der Wartungsbedarf hoch sei. Erschwerend komme hinzu, dass die Drehbank, wo die Wartung stattfindet, derzeit selbst gewartet werde.