Stellenabbau Schaeffler-Werk in Wuppertal steht auf der Streichliste
Wuppertal · Der Wuppertaler Standort mit rund 600 Stellen könnte vom Stellenabbau der Schaeffler Gruppe schwer getroffen werden.
Einen Nettoabbau von rund 4400 Stellen in Deutschland und Europa hat die Schaeffler Gruppe mit Sitz in Herzogenaurach angekündigt. Dass dabei das Werk in Wuppertal mit rund 600 Arbeitsplätzen geschlossen werden könnte, schließt die Schaeffler Gruppe nicht aus: „Vom Kapazitätsabbau und der Konsolidierung sind neben den Großstandorten Herzogenaurach, Bühl, Schweinfurt, Höchstadt und Homburg vor allem Standorte mit einem technologisch auslaufenden Produktportfolio oder kleinteiligen Werksstrukturen betroffen.“
Im Hinblick auf den Standort Wuppertal sei nach mehrjähriger Prüfung sämtlicher Optionen eine Standortschließung nicht mehr auszuschließen. Gleichwohl solle versucht werden, im Zuge einer Teilverlagerung der Produktion so viele Arbeitsplätze wie möglich in Deutschland zu erhalten.
Oberbürgermeister Andreas Mucke führte gestern Abend ein Gespräch mit einem offiziellen Vertreter der Schaeffler Gruppe. „Ich bin stinksauer, dass Schaeffler hier mal eben Leute mit kalter Schulter entlässt, zumal es nicht das erste Mal ist“, sagte Andreas Mucke. Gleichzeitig mit der Stadt seien die Mitarbeiter informiert worden, das sei kein Vorgehen.
Der Repräsentant von Schaeffler habe das Unternehmen als Familienbetrieb bezeichnet. Mucke: „Wir sind im Bergischen Land einen verantwortungsvolleren Umgang mit Mitarbeitern gewohnt.“ Die Stadtverwaltung habe Schaeffler unter anderem in der Vergangenheit geholfen, leere Hallen zu vermarkten. Da erwarte er, dass die Stadt über Vorhaben vorher informiert werde, statt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er werde das Gespräch mit dem Betriebsrat suchen und seine Hilfe anbieten. „Kampflos gebe ich das nicht auf“, so Mucke. Mit der Krise im Automotive-Bereich lasse sich diese Entscheidung allein nicht begründen.
„So nicht! Die mögliche Schließung des Schaeffler-Werkes in Wuppertal ist inakzeptabel“, kritisieren die SPD-Landtagsabgeordneten Dietmar Bell, Andreas Bialas und Josef Neumann. Das Unternehmen habe Verantwortung für den Standort und die Region. „Die Managementfehler der letzten Jahre sollen nun auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden. Sie sollen ausbaden, dass die Schaeffler AG nicht rechtzeitig jene Weichenstellungen vorgenommen hat, um den Konzern zukunftsgerecht aufzustellen. Es muss nun alles unternommen werden, um den Standort Wuppertal zu retten“, sagen die SPD-Landtagsabgeordneten.
In dem traditionsreichen Werk an der Mettmanner Straße, früher Kugelfischer, waren bereits 2013, 2016 und 2019 Arbeitsplätze abgebaut worden. Von 1500 hat sich die Mitarbeiterzahl über die Jahre mehr als halbiert. Die Geschäftsführung von FAG Schaeffler begründete 2013 den Abbau von 500 Jobs mit der Flaute beim Bau von Windkraftanlagen. 178 Arbeitsplätze gingen 2016 wegen einer Verlagerung nach Rumänien verloren. Übel aufgestoßen war damals in Wuppertal, wie der Personalausbau vollzogen wurde. Die betriebsbedingten Kündigungen waren zwar im April 2016 in einer Betriebsversammlung angekündigt worden, aber es war bis zum Tag der Entlassung im Mai offenbar unklar, welchen Mitarbeiter es erwischen würde. Den Freigestellten soll damals nach der Mitteilung der Kündigung gerade noch die Zeit gelassen worden sein, ihren Spind auszuräumen. Im großen Schaeffler-Imperium ist der Standort Wuppertal nur ein kleines Zahnrad. Von den Stellenkürzungen sind zwölf Standorte betroffen.
FAG Schaeffler stellt in Wuppertal Kugellager für Windkraftanlagen her. Auch in den neuen Wagen der Schwebebahnen kommen Bauteile des Unternehmens zum Einsatz, die in Wuppertal gefertigt werden. So liefert Schaeffler einreihige Zylinderrollenlager und zweireihige Kegelrollenlager für das Herzstück der Schwebebahn: das Drehgestell mit integriertem Antrieb, das die Verbindung zwischen Kabine und Fahrschiene darstellt.
Die Firma schreibt von Transformation und gestärkter Wettbewerbsfähigkeit. ab