Nachbarschaftsstreit „Vohwinkel ist eine recht friedliche Wohngegend“
Vohwinkel. · Uwe Peter Heß wurde von der Bezirksvertretung für fünf weitere Jahre als Schiedsmann gewählt. Er ist dazu da, Streits unter Nachbarn zu schlichten, damit diese nicht vor Gericht verhandelt werden müssen.
Ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis schont die Nerven und hat viele Vorteile. Doch der Frieden ist schnell getrübt. Schon ein Ast, der zu weit über das Grundstück ragt oder eine hohe Hecke können zum Stein des Anstoßes werden. Wegen solcher Konflikte dürfen aber nicht gleich die Gerichte bemüht werden. Nachbarschaftsstreitigkeiten müssen im ersten Schritt vor eine Schiedsperson gebracht werden. Dabei wird nach einer einvernehmlichen Lösung zwischen den Parteien gesucht. Keine leichte Aufgabe, die viel Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl erfordert.
„Man muss in erster Linie zuhören können und auch wollen“, sagt Uwe Peter Heß. Der Vohwinkeler Schiedsmann wurde gerade von der Bezirksvertretung für fünf weitere Jahre wiedergewählt. Sein Amt übt er nach wie vor mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen aus. „Das ist ein hochinteressanter und vielschichtiger Bereich“, findet Heß. Der pensionierte Offizier der Bundesmarine war seit 2015 zunächst im Schiedsamtsbezirk Vohwinkel/Süd und Sonnborn/West tätig. Nach der Neuordnung vor drei Jahren ist er für den gesamten Stadtteil zuständig.
Derzeit wird viel
ohne Termin geschlichtet
Größere Konflikte gebe es nicht. „Vohwinkel ist als Schiedsamtsbezirk aus meiner Sicht eine recht friedliche Wohngegend“, berichtet Uwe Peter Heß. Mit zehn bis zwölf Fällen im Jahr im Bereich der Zivilstreitigkeiten sei die Aufgabe gut zu bewältigen. Privatklagedelikte habe er noch gar nicht behandeln müssen. Gleichwohl sei eine gütliche Einigung kein Selbstläufer. „Die vorgetragenen Probleme belasten die betroffen Personen oft erheblich“, betont Heß. Daher sei das Verständnis für die jeweilige Sachlage der Schlüssel zu einer beiderseitigen einvernehmlichen Lösung.
Nach Erfahrung des Vohwinkeler Schiedsmanns kommt es bei etwa 85 Prozent der vorhandenen Fälle zu einem Kompromiss. Dieser ist rechtlich durchaus bindend und kann sogar vor Gericht eingeklagt werden. In Zeiten von Corona haben sogenannte „Tür-und-Angel-Verfahren“ eine besondere Bedeutung bekommen. „Hier einigen sich die Parteien, ohne dass ein offizielles Treffen bei einer Schlichtungsverhandlung notwendig wird, bereits im Vorfeld auf einen beiderseitigen Kompromiss“, erklärt Uwe Peter Heß. In Vohwinkel werde von dieser Möglichkeit im Moment verstärkt Gebrauch gemacht.
Schiedspersonen werden im Stadtteil von der Bezirksvertretung gewählt. Sie müssen zwischen 30 und 70 Jahre alt sein und sollten möglichst in ihrem Schiedsamtsbezirk wohnen. Zudem darf es keine Hinweise auf extreme Einstellungen geben. Die Stadt befürwortet den Einsatz der Schiedspersonen ausdrücklich. „Das ist ein sehr wichtiges Ehrenamt und sorgt für eine erhebliche Entlastung der Gerichte“, sagt Sprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Mehr Infos unter