Wuppertal Schmucke Stücke aus Kaffeekapseln

Anuschka Alfes und Lena Knappschneider schenken den Aluminiumhütchen ein neues Leben als Armbänder oder Ohrringe. Ihre Kreationen verkaufen sie auf dem Weihnachtsmarkt in der Lüntenbeck.

Foto: Andreas Fischer

Katernberg. Die Bewegung beherrschen die beiden Mädchen mittlerweile im Schlaf: rechts, links, rechts, links. Flink wellen sie mit der Zange den abgeschnittenen Rand einer Kaffee-Kapsel. Einmal drehen, zusammendrücken, zurechtbiegen — schon ist eine faszinierende Schmuck-Kugel fertig. „Auf die Idee sind wir bei einem Recycling-Workshop gekommen“, erzählen Anuschka Alfes und Lena Knappschneider.

Vor drei Jahren bastelten die beiden Freundinnen ihren ersten Schmuck aus den bunten Alu-Kapseln. Seitdem haben die 14- Jahre alten Mädchen ihre Technik immer weiter verfeinert und zahlreiche neue Modelle erfunden. Ihre Kreationen bieten sie jedes Jahr auch auf dem Lüntenbecker Weihnachtsmarkt an, den die Familie von Lena veranstaltet.

Während die Mädchen vor drei Jahren von den Besuchern eher belächelt wurden, ist die Begeisterung für ihren Schmuck diesmal deutlich größer. „Nach dem ersten Wochenende sind wir fast ausverkauft“, berichtet Anuschka. Also treffen sich die beiden Schülerinnen in dieser Wochebesonders häufig, um abends an ihren Produkten zu arbeiten. Die bunten Alu-Verpackungen dafür bekommen sie zum großen Teil von Anuschkas Oma. „Sie bringt mir jede Woche die geputzten Kapseln mit — das ist ein ziemlicher Luxus, denn das Putzen ist nicht so angenehm“, erzählt Anuschka. Allerdings bekommen die beiden dadurch hauptsächlich blaue und schwarze Kapseln. Rote, goldene oder Rosafarbene seien hingegen Mangelware, bedauern sie. „Die schönsten Farben schmecken offenbar am wenigsten“, lautet Lenas Fazit.

Das übrige Zubehör wie Perlen, Magnetverschlüsse oder Drahtfaden, kaufen sie in Bastel-Läden oder im Internet. Immer wieder setzen sich die Neuntklässlerinnen des Gymnasiums Bayreuther Straße zwischendurch hin, um ein paar Perlen zu biegen oder Röhrchen zu drehen. Jeden Arbeitsgang fertigen sie einzeln: Einmal schneiden sie von allen Kapseln die Ränder ab. Dann verarbeiten sie die Ränder zu Kugeln und drehen aus sehr exakt ausgeschnittenen Kapsel-Quadraten kleine silberne Röhrchen. Später bringen sie an den Kugeln Ringe an oder fädeln sie auf.

Manchmal kombinieren sie auch Teile alter Schmuckstücke mit ihren Kaffeekapsel-Erzeugnissen. „Das ist alles eine sehr anstrengende Fummel-Arbeit“, betonen die beiden. Häufig seien ihre Finger von dem scharfen Metall zerschnitten oder schmerzten durch die dauernde Belastung.

Das stundenlange Stehen in der Kälte auf dem Weihnachtsmarkt sei ebenfalls eine Herausforderung. „Ich hatte fünf Schichten Kleidung übereinander - und trotzdem waren meine Füße am Ende Eisklötze“, erzählt Anuschka. Von 10 bis 19 Uhr standen die beiden am Samstag in der Kälte. Sie hatten Glück, dass ein anderer Händler kurzfristig abgesprungen war und sie dadurch einen ganzen Stand für sich alleine hatten. Anders als in den Jahren zuvor hatten sie sich diesmal auch Gedanken über die Präsentation gemacht. Jetzt liegt ihr Schmuck auf mit Stoff überzogenen Styroporplatten. Auf einem Schild informieren sie darüber, dass ihre Werke aus Kaffee-Kapseln hergestellt sind. Denn anzusehen ist das den Perlen nicht.

Neu entwickelt haben sie dieses Jahr Armbänder, in denen die Alu-Röhrchen mit Perlen in zwei Strängen zusammengefügt sind. „Das haben wir auch noch nirgendwo anders gesehen.“ Schon seit Monaten arbeiten die beiden 14-Jährigen auf den Markt hin. „Wenn es in den Herbstferien regnet, macht das Spaß.“ Häufig treffen sie sich, gucken Serien und drehen nebenher ihre Kugeln. Der Verdienst des Marktes entspricht für sie etwa einem halben Jahr Taschengeld. Doch spontan ausgeben wollen sie das Geld nicht, sagen beide. „Wir überlegen das langfristig.“