Schülerparteien diskutieren Stadtpolitik
Am Carl-Duisberg-Gymnasium probierten sich die Jugendlichen aus. Ihre wichtigsten Themen: Turbo-Abi, Nahverkehr und die Forensik-Pläne auf Lichtscheid.
Welche Chancen hätte wohl bei der nächsten Bundestagswahl die WEED? Das Kürzel steht für „Wir erklären euch Deutschland“. Gewählt haben es Schüler des Sozialwissenschafts-Kurses der zehnten Jahrgangsstufe am Carl-Duisberg-Gymnasium. Und zwar im Zuge des Programms „Weiterbildung geht an die Schule“.
Die NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen bietet das an, unterstützt von der Sparda-Bank. Im ersten Modul ging es für die Schüler um Parteien und Wahlen. Von der Uni war dazu die Dozentin Kristina Weissenbach gekommen. Mitgebracht hatte sie Florian Große-Allermann von der Monheimer Jugendpartei Peto.
Nach einem ersten, theoretischen Teil ging es zur Simulation der Praxis: Aufgeteilt in vier Arbeitsgruppen, gründeten die Schüler je eine Partei, ermittelten einen Parteivorstand, stellten ein Parteiprogramm auf und protokollierten den Vorgang.
Ziel des Projekts ist es, Jugendliche zu motivieren, Politik zu verfolgen und Demokratie mitzugestalten. Und so ging es an diesem Tag auch darum, zu erfahren, wie man Dinge, denen man alltäglich begegnet, mitgestalten kann.
Fast alle wünschten sich zum Beispiel besseren öffentlichen Nahverkehr in den Nachtstunden - was zur Aufnahme von Verkehrspolitik in die Parteiprogramme führte. Oder Schulpolitik: Beinahe einhellig stellte man die Forderung zur Rückkehr zu G9 auf, also wieder neun statt acht Jahre bis zum Abitur.
Dass Themen der Stadtpolitik ebenfalls bei den Schülern ankommen, konnte man an der vehement vorgebrachten Forderung „keine Forensik auf Lichtscheid“ sehen. Stadtpolitik wäre es auch, wenn sich die Schüler mit dem Vorschlag durchsetzen würden, Alkohol auf öffentlichen Plätzen zu verbieten.
Auf Bundesebene hingegen gehörte die Freigabe von Canabis ab 18 Jahren, verbunden mit verstärkter Aufklärung gegen harte Drogen.
Diskutiert wurde auf den Parteiversammlungen durchaus routiniert. Und wenn das nicht reichte, gab es kreative Lösungen. So setzte sich der Vorsitzende der „Brändys“ gegen seine Mitbewerberin in einem knappen Ruck-Zuck-Schnuck-Verfahren durch.
In der Jugendorganisation einer echten Partei ist keiner der Schüler, die diesen Sozialwissenschafts-Kurs belegt haben. Da die meisten aber 16 Jahre alt sind, bietet sich ihnen im September die Möglichkeit, erste Praxis als Wähler zu sammeln, wenn es darum geht, in Wuppertal den Oberbürgermeister zu bestimmen.