Selbsthilfegruppen: Breites Angebot im Tal
No Mobbing, Autismus, Drogenarbeit oder Essstörung – über 150 Angebote gibt es derzeit. Für das Gesundheitssystem in Wuppertal sind sie alle unverzichtbar.
<strong>Wuppertal. Schon Otto Hausmann ließ sein Proletariermädchen "Mina Knallenfalls" um 1847 in Bergischer Mundart erkennen "Eck si an de Foahr ertrocken, - Mi Vader wor fuselkrank, - Mi Moder, die streckten Socken - On spolden onger de Hank". Ob diese frühe Erkenntnis, dass Alkoholismus ("fuselkrank") eine Krankheit ist, ein Anstoß dafür gewesen ist, dass Wuppertal heute so gut mit Selbsthilfegruppen ausgestattet ist? Bemerkenswert ist das vor allem vor dem Hintergrund, dass der Alkoholismus erst 1968 offiziell - und damit auch von den Krankenkassen - als Krankheit anerkannt wurde. Weder Mina noch Otto Hausmann werden uns das beantworten können. Fest steht aber: Wuppertal ist mit einem Angebot von derzeit mehr als 150 Selbsthilfegruppen gut ausgestattet. Dabei ist bei weitem nicht nur der Themenbereich Alkohol abgedeckt, sondern das Angebot reicht von der Selbsthilfegruppe für AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit) über ein Angebot für Gehörlose, Hepatitiskranke, eine Gruppe für Menschen mit Messie-Syndrom, eine Selbsthilfegruppe Schmerz und ein Angebot für Wachkoma-Patienten - um nur einige Beispiele zu nennen. "Wir haben hier eine sehr gute Landschaft für die Selbsthilfe, zum Beispiel in der Färberei passiert unheimlich viel", sagt Sozialdezernent Stefan Kühn.
Einige Gruppen gibt es schon seit Jahrzehnten
Gebündelt wird das Angebot seit August 2006 bei der Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen, die über die Hilfsmöglichkeiten informiert und deren Arbeit unterstützt. Dass in einem Not-Haushalt überhaupt ein Budget für die Selbsthilfe bereitsteht, ist alles andere als selbstverständlich.
Und das Interesse an dem Hilfeangebot ist groß: Zwischen 1200 und 1500 Anfragen verzeichnet Roswitha Brauer von der Beratungsstelle jährlich. "Der Austausch über eigene Erfahrungen ist für die Betroffenen sehr wichtig. Nicht immer kann der Arzt nachvollziehen, wie sie sich fühlen. Deshalb helfen andere in der gleichen Situation."