Maresa Lühle-Pitoll: Liebe im Theater - Klein-Sarah spielt jetzt die größte Rolle

Das Schicksal hat sie nach Wuppertal geführt – zu Traummann und Traumrolle. Nach der Babypause kehrt die Schauspielerin nun auf die Bühne zurück.

Wuppertal. Nein, das Leben ist kein Theaterstück. Jedenfalls kein vorgeschriebenes. Und das ist gut so - meint Maresa Lühle-Pitoll, die ab dem kommenden Donnerstag wieder Theater macht.

Wäre die 30-Jährige nicht Schauspielerin, sondern Dramaturgin, hätte sie ihr eigenes Leben wohl niemals auf Papier entworfen. "Wenn mir auf der Schauspielschule jemand gesagt hätte: Du gehst nach Wuppertal, heiratest und bekommst ein Kind", meint Lühle, "dann wäre das genauso gewesen, als ob jemand gesagt hätte: Du gründest eine Elefantenfarm in Afrika."

Nun hat die gebürtige Norddeutsche keinen Zoo, sondern eine Familie gegründet. Eine Entscheidung, die sie keinesfalls bereut. Im Gegenteil: "Wer weiß, ob mich nicht das Schicksal nach Wuppertal geführt hat?" Die Frage ist natürlich nur rhetorisch gemeint, denn die Schauspielerin hat in Wuppertal ihr Glück gefunden - und mit viel Liebe eine Erkenntnis gleich dazu: "Beim Richtigen gibt es keine Wahl."

Dass der "Richtige" Thorsten Pitoll heißt, Regisseur ist und im selben Theater arbeitet wie sie selbst, wäre Stoff für ein Liebesdrama mit tragischem Ende - wenn die junge Mutter auf böse Zungen und nicht auf ihr gutes Bauchgefühl gehört hätte.

Dass die Gerüchteküche brodelt, wenn eine Schauspielerin und ein Regisseur mehr eint als die Liebe zur Arbeit, hat sie mit den eigenen Ohren erlebt. "Es gab aber nichts, das das aufhalten konnte", sagt Maresa Lühle-Pitoll, die ein strahlender Beweis dafür ist, dass Gefühle am Theater genauso gespielt wie echt sein können: "Bei der ,Wupper’ hat es gefunkt, bei ,Hamlet’ war es dann eine richtige Beziehung."

Denn Maresa Lühle-Pitoll, die seit zwei Monaten für ihre neue Hauptrolle probt, ist "ziemlich nervös": "Das bin ich vor jeder Premiere." Diesmal allerdings noch mehr als sonst. Kein Wunder: Die Rückkehr aus der Babypause ist eine ganz besondere Herausforderung. "Einen Monolog habe ich noch nie gemacht. Da ist man auf der Bühne vollkommen auf sich allein gestellt."

Trotzdem freut sie sich auf die neue Aufgabe, die in der Börse auf sie wartet. Wenn sich für "Kassandra", die Koproduktion mit den Wuppertaler Bühnen, am 10. Januar um 19.30 Uhr der Premierenvorhang hebt, geht ein Wunsch in Erfüllung. "Kassandra zu werden, war schon in der Schauspielschule ein Traum."

Tobias Rausch inszeniert den Roman von Christa Wolf nicht streng historisch, sondern lässt ein "Angstlabor" entstehen, wie seine Darstellerin verrät: "Es ist ein Stück über die Angst. Ich finde das sehr spannend. Eine Frau wird zum Experimentiertier und muss in einer von Männern dominierten Welt Stärke beweisen."

Keine Angst hat ihr Mann übrigens gehabt, sich ein Elternjahr zu nehmen. Worüber die Schauspielerin sehr dankbar ist: "Ich bin ja noch nicht so lange im Beruf. Wenn ich jetzt viel Spielpraxis verlöre, wäre das nicht gut."

Und dafür, dass sie nicht zu kurz kommt, sorgt Klein-Sarah schon selbst: "Ich stille. Sarah verweigert die Flasche, hat einen festen Willen und macht klare Ansagen. Das hat sie nicht von mir geerbt..." Schon jetzt ist ihre Mutter deshalb gespannt, welche Ansage es nach der Premiere gibt. "Ich glaube, am wichtigsten ist ihr erst einmal, dass die Milchbar wieder geöffnet wird", meint sie mit einem Schmunzeln.

Eines mag die junge Wuppertalerin, die im Hause Pitoll nun die Hauptrolle spielt, übrigens gar nicht: Applaus. "Da hat sie immer kräftig gestrampelt, als wir während der Schwangerschaft im Theater oder in der Oper waren." Wetten, dass sie ihre Meinung ändert, sobald die eigene Mutter im Rampenlicht steht?

Privates 2007 war ihr Jahr: Am 27. April heiratete sie Thorsten Pitoll, am 28.August kam im Bethesda-Krankenhaus die gemeinsame Tochter Sarah zur Welt, und vor wenigen Wochen wurde die Schauspielerin Tante. "Ich bin sehr dankbar für das Familienglück", sagt sie.