Sexueller Missbrauch Polizei wertet Datenträger nach Durchsuchung aus
Wuppertal · Drei Kinder sollen in Wuppertal Opfer eines sexuellen Missbrauchs geworden sein. Die Polizei hat einen 21-Jährigen festgenommen – er sitzt in Untersuchungshaft.
Schwerer Vorwurf gegen einen 21-Jährigen: Er soll mehreren jungen Kindern sexuelle Gewalt angetan und Aufnahmen davon verbreitet haben. Im Internet soll er angegeben haben, ein Kind „bereitstellen“ zu können. Er sitzt in Untersuchungshaft – und schweigt.
Den Hinweis hatten die Ermittler vor drei Wochen von dem Betreiberunternehmen eines Chatportals erhalten. „Dort hat sich ein anderer Nutzer gemeldet, dass er ,etwas Seltsames’ gesehen hat“, berichtet Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Wuppertaler Staatsanwanwaltschaft.
Nach weiteren Ermittlungen erwirkten die Beamten einen Durchsuchungsbefehl. Damit durchsuchten sie am vergangenen Montag die Wohnung und das Auto des Mannes in Wuppertal-Barmen und fanden diverse Datenträger. Die werden jetzt ausgewertet.
Der Täter soll im Internet auch ein Kind angeboten haben
Die Ermittlungen bis dahin ergaben aber schon einen dringenden Tatverdacht, dass der Mann mindestens drei Kindern im Kleinkind- oder Grundschulalter in schwerwiegender Weise sexuelle Gewalt angetan hat. Zudem besteht der Verdacht, dass er Videos und Fotos seiner Taten gemacht und verbreitet hat. Und er soll sich außerdem im Internet damit gebrüstet haben, anderen ein Kind „bereitstellen“ zu können. Deshalb wurde der 21-Jährige noch am Montag vorläufig festgenommen. Inzwischen hat das Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft angeordnet.
Wer die betroffenen Kinder sind, wissen die Ermittler noch nicht, auch weil der 21-Jährige keine Aussage macht. „Wir versuchen mit Hochdruck, ihre Identität festzustellen“, erklärte Oberstaatsanwalt Baumert. Da der junge Mann keine eigenen Kinder hat, ist eine Hypothese der Ermittler, dass er möglicherweise als Babysitter Kontakt zu Kindern bekommen konnte. Sie hofften, so Baumert, in dem beschlagnahmten Material Hinweise auf die Kinder und ihre Eltern zu finden, vielleicht Nachrichten zu Verabredungen. Nur als letztes Mittel würden sie mit der Identitätssuche in die Öffentlichkeit gehen.
Auf Nachfrage, ob der Eindruck von vermehrten Fällen solcher Taten richtig ist, erklärt Baumert: „Der Trend ist, dass in letzter Zeit vermehrt solche Taten auffallen.“ Das habe mehrere Ursachen: Zum einen sei die Polizei inzwischen besser aufgestellt und könne deshalb mehr Taten entdecken. Zum anderen sei auch die Bevölkerung sensibilisiert für das Thema. Auffälligkeiten würden nicht mehr als „Spinnerei“ beiseite geschoben. „Das spielt uns natürlich in die Karten.“
Das zeigt sich auch in der polizeilichen Kriminalstatistik der vergangenen Jahre. Während in den Jahren 2016 bis 2018 die Zahl der Fälle im gesamten Präsidiumsbereich, also in Wuppertal, Solingen und Remscheid, jährlich zwischen 60 und 70 lag, ist sie in den Jahren 2019 und 2020 auf 125 beziehungsweis 107 angestiegen.
Von den 107 Fällen im vergangenen Jahr waren sieben Fälle der exhibitionistischen oder sexuellen Handlungen vor Kindern, 21 mal waren es Fälle des Einwirkens auf Kinder und 47 mal ging es darum, dass die Täter sexuelle Handlungen an Kindern ausführten oder die Kinder dazu brachten, solche Handlungen an anderen auszuführen.
Immer wieder müssen sich Täter vor Gericht verantworten. Aktuell wird einem heute 24-Jährigen vorgeworfen, über sieben Jahre seiner rund zehn Jahre jüngeren Nichte sexuelle Gewalt angetan zu haben. Besonders viel Schlagzeilen machten zwei Brüder, die ihren Töchtern nicht nur selbst sexuelle Gewalt antaten, sondern sie auch im Internet anderen Männern anboten. Bilder der sexuellen Gewalt verbreiteten sie auch im Internet. Einer der Brüder wurde zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, der andere muss acht Jahre und neun Monate ins Gefängnis.