Silke Iffländer: „Verdi ist eine Plattform für konstruktiven Protest“

Silke Iffländer (47) ist das neue Gesicht der Gewerkschaft Verdi in Wuppertal.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Am 1. Oktober wechselte der bisherige Verdi-Bezirksgeschäftsführer Daniel Kolle nach Köln. Kommissarisch übernimmt die stellvertretende Geschäftsführerin Silke Iffländer (47) die Führung des Bezirkes bis zum Jahresende. Ab dem 1. Januar soll sie mit der neuen Geschäftsführerin Stephanie Peifer sowie Sabine Hilgenberg und Uwe Foullong das Führungsteam des neuen Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper bilden.

Frau Iffländer, Verdi stellt sich im Bezirk Düssel-Rhein-Wupper neu auf. Wird Wuppertal zur Filiale von Düsseldorf?

Iffländer: Nein, die Regionalität wird über meine Position für Wuppertal erhalten bleiben. Der Unterschied zu früher ist, dass wir nun eine Postanschrift haben. Alles, was regionalen Bezug hat, geht weiter über Wuppertal. Den Rückzug aus der Fläche anzutreten, ist gar nicht das Ziel. Dafür ist die Mitgliederzahl mit 16 000 in Wuppertal und Niederberg zu groß.

Wie ist Ihr Werdegang bei Verdi?

Iffländer: Ich wohne in Velbert und war bis 2012 als freigestellte Betriebsratsvorsitzende im Klinikum Niederberg jetzt Helios Niederberg tätig. Seitdem arbeitete ich in der Verdi-Geschäftsstelle im Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste und Kirche.

Warum wurde die Bezirksstruktur umgebaut?

Iffländer: Wir werden die Geschäftszeiten vereinheitlichen und einen einheitlichen Internetauftritt haben. Die Anmeldung für die Lohnsteuer-Beratung wird weiter telefonisch möglich sein, aber auch über eine Online-Terminplanung. Die Mitglieder werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie nicht immer den gleichen Ansprechpartner vorfinden. Es werden stattdessen Teams gebildet mit den Schwerpunkten Beratung und Recht. Alle Aufgaben in einer Person zu vereinen, bedeutet eine Überforderung der Mitarbeiter. Synergieeffekte werden angestrebt, mit Personalabbau ist das nicht verbunden.

In welchen Branchen ist Verdi im Bezirk gut aufgestellt, in welchen weniger?

Iffländer: Es gibt ein Mitgliederwachstum im Pflegebereich. Der Grund sind die schlechten Arbeitsbedingungen. Wir liegen bei etwa 20 Prozent. Angesichts dieser Arbeitsverhältnisse sind es aber immer noch viel zu wenig. Traditionell liegt die Organisationsquote bei den Stadtwerken bei mindestens 50 Prozent. Im Einzelhandel ist der Organisationsgrad bei weitem nicht so hoch — da geht noch was.

Es wird viel über soziale Missstände wie Altersarmut diskutiert. Ist Verdi laut genug im Protest?

Iffländer: Wir bieten eine Plattform für einen konstruktiven Protest. Wir brauchen einen hohen Organisationsgrad, um gute Tarifabschlüsse zu erzielen. Die Gewerkschaften waren zuletzt zu leise, wurden zu wenig wahrgenommen. Wir müssen wieder öfter Stände aufbauen und Leute ansprechen.