Sind Denkmal- und Klimaschutz vereinbar?
Wolfgang Gilde kämpfte lange für Sonnenkollektoren auf dem Dach seiner Villa im Briller Viertel. Die Stadt muss aber jeden Fall einzeln prüfen.
Briller Viertel. Rund 4000 Denkmäler gibt es in Wuppertal. Damit nimmt Wuppertal eine Spitzenposition in NRW ein. Das Briller Viertel gehört sogar zu den größten zusammenhängenden Villenvierteln Deutschlands. Dass viele der alten Schätzchen dort echte Hingucker sind, haben sie auch ihren engagierten Eigentümern zu verdanken. Doch Leute wie Wolfgang Gilde denken nicht nur an den aktuellen Zustand. „Es geht doch auch um die Zukunft“, betont er. Nachhaltigkeit müsse auch bei Denkmälern ein Thema sein.
Wolfgang Gilde, Besitzer einer denkmalgeschützten Villa
Fast 1000 Quadratmeter Wohnfläche umfasst Gildes Villa an der Goebenstraße. 1902 fertiggestellt, gab es im Laufe der Jahre einige Besitzerwechsel und „einige irre Mietverhältnisse“, sagt Gilde schmunzelnd. Seit 1960er-Jahren ist das Gebäude im Besitz seiner Familie. Seit den 1990er Jahren kümmert sich hauptsächlich der heute 67-Jährige um das gute Stück. „Wir haben viel reingesteckt. Auch wenn es viele wahrscheinlich anders sehen: So ein Denkmal ist zwar ein Vermögenswert, aber kein Renditeobjekt.“
Seit Mitte der 1990er-Jahre seien gerade die Heizkosten enorm gestiegen. Obwohl, wie Gilde betont, er schon einiges getan habe. Die Ölheizung wollte er deshalb durch Sonnenkollektoren auf dem Dach unterstützen. „In 30, 40 Jahren gibt es vielleicht auch gar kein Öl mehr. Da muss man doch auch dran denken.“
Bis die Kollektoren auf seinem Dach standen, habe es aber gedauert, berichtet Gilde von seinem Clinch mit der Stadt und der Denkmalbehörde.
Grundsätzlich stehe man bei der Stadt dem Thema Klimaschutz natürlich positiv gegenüber, sagt Frank Meyer, als Beigeordneter der Verwaltung auch für den Bereich Umwelt zuständig. „Denkmalschutz hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun. Es geht nicht darum, alles als Museum zu konservieren.“ Und trotz Denkmalschutzes sei in Gebäuden einiges zu machen, „etwa, wenn es um die Dämmung von Geschossdecken geht“. Man berate auch über Fördermöglichkeiten. Schwieriger werde es, räumt er ein, wenn es um die Veränderung der äußeren Hülle gehe. „Zum Beispiel bei Solarthermie oder Photovoltaik“, erklärt Meyer. Da müsste jeder Einzelfall geprüft werden.
Frank Meyer, Bau- und Planungsdezernent in Wuppertal
Im Fall Gilde wohl ein Problem, wie sich der 67-Jährige ärgert. Lange habe er um Erlaubnis gekämpft. Immer wieder habe die Stadt argumentiert, dass die Anlage auf dem Dach einsehbar sei und eben deshalb lange mit der Genehmigung gezögert. „Der Denkmalschutz legt einem da schon Steine in den Weg“, kritisiert Gilde. Unverständnis zeigt er darüber, dass aus seiner Sicht ähnliche Maßnahmen an anderen Gebäuden erlaubt wurden. „Bei mir spricht man dann aber von erheblichen Beeinträchtigungen.“ So gebe es Denkmäler, die an der Fassade durch Satellitenschüsseln verunziert würden, „die jeder sehen kann“.
Es sei immer eine Einzelfallprüfung, wiederholt Uwe Haltaufderheide von der Unteren Denkmalbehörde. Nur weil jemand die Schüssel weithin sichtbar an seiner Fassade angebracht habe, „heißt das auch nicht, dass das erlaubt ist“. Dem Denkmalamt, so Haltaufderheide, fehlten aber die Mitarbeiter, immer alles kontrollieren zu können.
Solarthermieanlagen seien durchaus mit Denkmalschutzauflagen vereinbar. Es gehe aber um die „Einsehbarkeit aus dem öffentlichen Raum“. Das gelte nicht nur für den Blick von vorne. Vom Nützenberg, so Haltaufderheide, könne man zum Beispiel auf den Arrenberg schauen, aus der Nordstadt aufs Briller Viertel. „Und da fallen Anlagen auf dem Dach natürlich auf.“ Deshalb seien auf Gildes Dach sogar Pappkartons drapiert worden — um zu testen, von wo sie wie zu sehen sind.
Die Zahl der Anträge für Solaranlagen und Ähnliches sei aber mittlerweile auch verschwindend gering, so Haltaufderheide. Auch, weil sie nicht mehr wie früher gefördert würden. „Es gibt vielleicht fünf pro Jahr.“ Doch das Thema Klimaschutz sei natürlich ein wichtiges. Viel mehr Anträge würden sich deshalb zum Beispiel mit Wärmepumpen oder Erdwärme beschäftigen. „Das war aber bei meinem Haus nicht möglich“, erklärt Gilde, der froh ist, dass zumindest die Kollektoren jetzt auf seinem Dach stehen.