Sinfoniker begeistern beim Freiluftkonzert
Auf dem randvoll gefüllten Laurentiusplatz genossen die Wuppertaler das sommerliche Musikprogramm des Orchesters.
Wuppertal. Der Wuppertaler Flurfunk funktionierte einwandfrei. „Haste schon gehört, das Orchester spielt wieder Open Air auf dem Laurentiusplatz? War das nicht toll vor zwei Jahren?“ So oder ähnlich buschtrommelte es lange vor dem Event am Samstag.
Die bestuhlten Plätze waren ruckzuck weg. Auf Facebook wurde fleißig gepostet, darunter Eindrücke von der Generalprobe tags zuvor. Natürlich pilgerte man in Scharen am letzten Arbeitstag der Wuppertaler Bühnen zum dem Gelände im Luisenviertel. Campingstühle wurden mitgebracht, Decken und Jacken ausgebreitet. Die meisten standen dicht gedrängt um die Bestuhlung herum.
Allmählich trudelten die städtischen Sinfoniker auf der Bühne ein und stimmten in aller Ruhe ihre Instrumente. Nachdem sich Konzertmeister Nikolai Mintchev als Letzter zu seinen Kollegen gesellt hatte und Generalmusidirektorin Julia Jones mit viel Applaus begrüßt wurde, waren zuerst die Blechbläser alleine dran. Mit einem satten, ausgewogenen, strahlenden Sound begrüßten sie die Musikfreunde mit Paul Dukas’ Eröffnungsfanfare des Balletts „La Péri“, die in das Mi-lieu des alten Persiens entführte.
Exquisit kamen auch zwei Highlights aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet von der Bühne: „Danse Bohème“ und „Torero-Marsch“. Dabei machten die Chöre der Konzertgesellschaft und der Volksbühne sehr engagiert mit.
Doch wo waren die auf dem Programmzettel stehenden Hits „Habanera“ aus besagter Oper und die als danach folgend angekündigten drei Ausschnitte aus dem Liederzyklus „Les nuits d’été“ (die Sommernächte) von Hector Berlioz? Hier wurde eigentlich Mezzosopranistin Catriona Morison sehnlich erwartet, die gerade eben den International renommierten Gesangswettbewerb „BBC Cardiff Singer of the World“ gewann.
Erst auf Nachfrage nach dem Konzert teilte Enno Scharwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, mit, dass das Mitglied des Opernensembles erkrankt sei. Dieses Verschweigen während der Veranstaltung war aber der einzige Fauxpas während der kurzweiligen 90 Minuten.
Stattdessen gab es aus der Oper „La Gioconda“ des italienischen Komponisten Amilcare Ponchielli den schön gespielten „Tanz der Stunden“ aus dem dritten Akt. Genauso ausdrucksstark intonierten die Sinfoniker unter Jones’ präzisem Dirigat die „Bacchanale aus der Oper „Samson et Dalila“ von Camille Saint-Saëns wie auch die sinfonische Dichtung „Finlandia“ aus der Feder von Jean Sibelius.
Und Mintchev rührte mit seinem großen, beseelt vorgetragenen Solo bei der „Méditation“ aus der Oper „Taïs“ von Jules Massenet die Herzen an. Bei der Weise „Oh süßer Mond“ aus der komischen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai legten sich die Choristen noch einmal mächtig ins Zeug, sangen dieses Ständchen sehr bewegend. Als schließlich von Orchester und Chören Alexander Borodins „Polowetzer Tänze“ aus seiner Oper „Fürst Igor“ schwungvoll zum Besten gegeben worden waren, war die Begeisterung über das sommernächtliche Konzert dementsprechend riesig, gespickt mit vielen Jubelrufen.
Eine Menge davon gab es selbstverständlich bereits zwi-schendurch. Nach dem schmissigen Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) als Zugabe wollte das Publikum die Musiker und Sänger immer noch nicht gehen lassen. Erst nach der Wiederholung des Schlussteils der „Polowetzer Tänze“ und dem freundlichen Hinweis von Jones, „Wir fahren jetzt in den Urlaub“, hatte man ein Einsehen und entließ sie dorthin.