Social Media So wichtig war das Netz im Wahlkampf
Die Zahl der Briefwähler war hoch wie nie, der Aufwand der Kandidaten in den Online-Medien auch. Und die Wähler haben am Sonntag fleissig kommentiert.
Diese Kommunalwahl war wie wohl noch keine andere zuvor durch das Internet und Soziale Medien geprägt. Und das zeigte sich nicht nur im Wahlkampf auf Seiten der Politiker und Parteien, sondern eben auch auf Seiten der Bürger, die sich online informiert und kommentiert haben. Dabei gibt es aber Differenzen zwischen der einen und der anderen Seite.
Seit die Wahllokale um 18 Uhr geschlossen waren und die ersten Auszählungen hereinkamen, waren die einzelnen Zwischenergebnisse zuverlässig in der Timeline der Nutzer. Bei Twitter war der Hashtag #KommunalwahlNRW der meistverwendete Begriff am Sonntag.
Schon den ganzen Tag über kamen Wahlmeldungen herein – Berichte aus den Wahllokalen, Fotos von dort, von den Schlangen, in die man sich hat einreihen müssen, der Hinweis, bitte wählen zu gehen. Das Internet kann hochpolitisch sein, je nachdem, wen man in seinen Freundeslisten hat.
In den Tagen vor der Wahl haben die Parteien viel gesendet
Die Parteien und Kandidaten waren am Sonntag weitgehend still online. Es wurde mehr beobachtet. In den Tagen davor ging es aber nochmal rund. Die Parteien waren in den Innenstädten der Bezirke unterwegs - aber Bilder davon gibt es in großen Mengen auch online. Die FDP holte nochmal den Beitrag von Extra 3 zur Döppersberg-Mauer heraus - weil sie damals auf die falsche Bauweise aufmerksam gemacht hatte. Andere bedankten sich für die Hilfe ihrer Mitarbeiter und Unterstützer.
Dass die Wahl online viel Beachtung findet, ist nur folgerichtig. Das Leben vieler Menschen ist schon seit vielen Jahren in großen Teilen mit ihren Online-Profilen verknüpft. Jetzt hat aber hat auch die Politik mit dieser Wahl endgültig den Weg ins Internet gefunden. Auch und vielleicht vor allem wegen Corona. Wahlkampfveranstaltungen waren nicht in dem Maße drin, wie es bisher üblich war. Vieles musste online stattfinden. Bei der WZ oder auch bei dem Streamingportal von Utopiastadt, stew.one, und bei den Parteien selbst wurden Diskussionen und Gespräche online übertragen.
Nicht alle Videos hatten viele Zuschauer. Die Spanne der Zuschauerzahlen war groß. Denn Aufmerksamkeit im Netz ist begrenzt, und zwei Stunden zuzuschauen, scheint vielen dann doch zu viel. Da gibt es eine Diskrepanz zwischen der Nutzung des Netzes und der Zeit, die für einzelne Beiträge genutzt wird. Aber immerhin das Angebot war üppig.
Dass nicht alle Bürger sich früh und ausführlich informiert haben, oder nochmal sichergehen wollten, wen sie wählen, dafür gab die WZ-Seite einen Hinweis. Denn am Sonntagnachmittag gehörten fünf ältere Artikel, die die OB-Kandidaten oder die Ratskandidaten vorstellten, zu den zehn meistgeklickten Artikeln des Tages. Ob erste Infos oder Absicherung auf den letzten Drücker, das ist unklar.
Jedenfalls war der Informationsbedarf ab 18 Uhr hoch. Unser Liveticker sorgte für eine steile Kurve nach oben bei den Klickzahlen.
Die Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters haben wohl so viel Zeit und Geld wie nie in Facebook, Instagram oder Twitter gesteckt. Marcel Hafke zum Beispiel sprach von mehreren Stunden am Tag, die er in die Sozialen Medien investiere. Uwe Schneidewind und Andreas Mucke haben etwa Podcasts aufgenommen. Panagiotis Paschalis hat eine Gesprächsreihe mit Bürgern als Videos bei Youtube veröffentlicht.
Briefwahl: Rekord
bei den Online-Anträgen
Ob sich das gelohnt hat, ist angesichts der Wahlergebnisse wohl bei jedem anders zu bewerten. In Zeiten von Corona ist aber jeder Bürger, der erreicht werden konnte, egal, auf welchem Kanal, wichtig gewesen.
Auch in Sachen Briefwahl gab es auch einen Online-Rekord: Bis zum Fristende am vergangenen Montag hatten 21 228 Wuppertaler online Briefwahl beantragt - davon 16 392 über einen QR-Code, der zu einer vorausgefüllten Maske für die Bestellung der Wahlzettel führte.
Zum Vergleich: Bei der Kommunalwahl 2014 haben 30 000 Menschen überhaupt Briefwahl beantragt.